Die Teeschale, „Chawan“ genannt, steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung in der MAK-Schausammlung Asien. Gezeigt werden über hundert Schalen aus dem 8. Jahrhundert bis heute. Im Zentrum des Ausstellungsraumes wird der Wiener Künstler Heinz Frank mit der Installation „Ewigkeit Tür“ auf die ruhige und schlichte Ästhetik der Objekte antworten und seine Seelenverwandtschaft mit ostasiatischen Formensprachen zum Ausdruck zu bringen.
Die frühesten Teeschalen waren chinesischen Urspungs. Da Japan bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts keine bemerkenswerte Tradition in der Herstellung von Keramiken hatte, importierte man Gebrauchs- wie Luxuswaren aus China und Korea, sogar Keramiken aus Vietnam. Der Mönch Myoan Eisai (1141–1215) brachte nicht nur den Chan(Zen)-Buddhismus aus China nach Japan, sondern auch das formalisierte Teetrinken als meditative Übung. Zu sehen sind eine Reihe von Tenmoku-Schalen aus dem 16. Jahrhundert, die vor allem wegen der feinen Glasur, nach der sie benannt sind, geschätzt wurden.
Von hoher Bedeutung waren koreanische Schalen: Ursprünglich als Eß- und Reisgefäße in Gebrauch, fanden sie jedoch wegen ihrer strukturierten Glasuren und einfachen Formen, die dem Prinzip des „Wabi / Verborgene Schönheit“ entsprachen, Verwendung in der Teezeremonie. Wenn man Koreanische Schalen aus dem 13. bis zum 17. Jahrhundert mit frühen japanischen Arbeiten vergleicht, vor allem aus Karatsu in Westjapan, wird der große Einfluss auf die weitere Entwicklung der japanischen Teekeramik deutlich.
Im MAK gezeigt wird etwa eine koreanische Schale mit Schwarzlackrestaurierung (16. Jahrhundert) aus den eigenen Beständen. Chanoyu – die Teezeremonie – nahm ihren Anfang im 15. Jahrhundert, als der ehemalige Mönch Murata Shuko (1423–1502) Regeln aufstellte, die nicht nur für den Verlauf, sondern auch für den Raum und die verwendeten Geräte zu gelten hatten.
Über den Gebrauchsgegenstand hinaus wurden die Chawan zu skulpturalen Kunstwerken, deren Gestaltung das kultivierte Verhältnis des Menschen zum Objekt am besten zum Ausdruck bringt. Keine Schale gleicht der anderen, jede hat ihre Besonderheit und wird wie ein persönlicher Schatz behandelt, erhält sogar einen eigenen Namen – und der Künstler, der sie schafft, bleibt ebenfalls nicht mehr namenlos im Laufe der Zeit.
Die Raku-Meister in Kyoto signierten als erste – ab dem späten 16. Jahrhundert – ihre Werke „Raku / Freude“. In der Ausstellung werden rote und schwarze Exemplare gezeigt, auch von anderen Keramikern, die Technik und Stil – Raku-Schalen sind handgeformt – übernahmen; bis heute werden weitere Varianten entwickelt.
Breiter Raum wird den Chawan aus den Töpfereien in Karatsu, Hagi und Seto gewidmet. Ausgestellt ist etwa eine Teeschale mit Goldlackrestaurierung (1570–1620) oder ein Objekt aus Steinzeug, schwarz glasiert, mit weißer Schlickerbemalung (16. bis 17. Jahrhundert). Keramiken ab dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart belegen die ungebrochene Tradition, die von bekannten Künstlern bis zum heutigen Tag fortgeführt wird. Beispiele dafür sind die eher grob gebrannten Chawan aus der japanischen Stadt Bizen, die vor allem in jüngster Zeit in der Teezeremonie wieder gerne verwendet werden.
Die Keramiken in dieser Ausstellung stammen einerseits aus der MAK-Sammlung, andererseits sind sie Leihgaben von Sammlern in Österreich und Japan.
Ausstellungsort MAK-Schausammlung Asien
MAK, Stubenring 5, Wien 1
Ausstellungsdauer 14. Oktober 2009 – 28. März 2010
Öffnungszeiten
Di MAK NITE© 10.00–24.00 Uhr
Mi–So 10.00–18.00 Uhr, Mo geschlossen
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WohinTippHQ 1 hour ago