WAITING FOR THE BUS
„Zastavka“ steht in slowakischer Sprache für „Haltestelle“. Wie viele andere Länder des ehemaligen Ostblocks ist auch die Slowakei von einem dichten Netz an öffentlichen Autobuslinien und dementsprechend vielen Haltestellen überzogen. Kein Wunder – war doch der Individualverkehr, der Besitz eines eigenen Autos in früheren Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Aufbau und Instandhaltung eben dieser Haltestellen und Wartehäuschen waren und sind in der Verantwortung der Gemeinden, auf denen sie stehen - dementsprechend vielfältig zeigen sie sich auch heute noch in Form und Farbgebung. Viele davon erweisen sich, auch unter Berücksichtigung der sie umgebenden Landschaft, für den interessierten Betrachter als ästhetisch durchaus markant, wobei die Bandbreite der Attribute durchaus breit gestreut ist – von pfiffig designt über skurril bis hin ostalgisch-melancholisch.
Im Zuge des raschen wirtschaftlichen und politischen Wandels – die Slowakei zählt zu einer der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften unter den neuen EU-Ländern – verschwinden nun viele dieser alten „Zastavkas“ und werden, als visuelle Duftmarken eines in den Annalen der Geschichte versenkten Politregimes, durch neue, pflegeleichte und vermeintlich moderne, westliche Modelle ersetzt.
Der gebürtige Bregenzerwälder Fotograf Bruno Lässer hält sich beruflich und privat regelmäßig in Zentral- und Osteuropa auf. Mit dem staunenden Blick des auswärtigen Gastes und den klassischen Instrumenten der analogen Mittelformat-Fotografie erforscht er in seiner 2005 begonnenen, mittlerweile über 200 Objekte umfassenden „Zastavka“-Serie exemplarisch die zerbrechliche Ästhetik des Wandels der Slowakei vom ehemaligen Ostblockstaat zum europäischen Musterschüler.
Ganz anders liegen die Dinge in Weißrussland. Das Land – nomen est omen – ist nicht nur ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte Europas, sondern unterscheidet sich auch politisch und wirtschaftlich deutlich von seinen Nachbarstaaten. Vor allem in der Hauptstadt Minsk ist die Sowjetära nach wie vor präsent und hat auch in der Architektur den Zeitenwandel nahezu unbeschadet überstanden. Nach dem 2. Weltkrieg nahezu vollständig zerstört, wurde Minsk unter Federführung bedeutender Architekten der damaligen Sowjetunion – allen voran der Weißrusse Josif Langbard - wiederaufgebaut und sollte, gewissermaßen als Vorstudie für Moskau, das Idealbild einer modernen sozialistischen Stadt repräsentieren. Im Sitzungssaal des Andelsbucher Rathauses sind großformatige Architekturaufnahmen aus Weißrussland zu sehen, die während dreier Reisen von Bruno Lässer nach Minsk, Brest und Mogilev entstanden sind.
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Kommentare
WohinTippHQ 31 mins ago