Buchungsgebühren können anfallen
Der Superlativ war schon immer die wichtigste Währung im Pop, so etwas wie seine lingua franca. Aber natürlich wissen wir nicht erst seit gestern, dass Papier außerordentlich geduldig ist, und nicht immer das drin steckt, was jemand draufgekritzelt hat. Man hat gelernt misstrauisch zu sein. Nur bei diesem Typen aus Hamburg erscheinen einem die eigenen Superlative von gestern wie hinter vorgehaltener Hand gemurmelte Untertreibungen. Wer hätte aber auch ahnen können, dass Eißfeldt als Jan Delay sowas von mit Würde Nena covert, auf seinem Solodebüt mit Reggae den Deutschen Herbst streift und ein Weilchen später mit irgendwie Funk den Kartoffelacker pflügt und, man muss das so graderaus sagen, gegenwärtig auf dem besten Weg ist, hiesigen Pop zu retten.
Wer Jan Delay und Disko No.1 in den vergangenen eineinhalb Jahren live gesehen hat, weiß, wovon hier die Rede ist. Der saubere Herr bedient sich ganz bewusst all der produktiven Missverständnisse, die entstehen, wenn z.B. Musik afro-amerikanischer Provenienz als „urban“ oder „black music“ bezeichnet, der Funk gefaked oder der Soul teutonisiert wird. Als der an HipHop geschulte, viel bessere Manfred Krug rührt er etwas Northern Soul unter, gibt Disco dazu, verbeugt sich vor Rio Reiser, raved kurz durch und hebt schließlich zum Duett mit Udo Lindenberg an. Zwischendrin gibt’s Gags, Call & Response und jede Menge Ringelpiez zum Mitmachen für Abertausende. Dabei wird die Chose keine Sekunde peinlich, hier wird nicht angebiedert oder etwas versprochen, was nicht gehalten werden kann. Das überlassen Jan Delay und Disko No.1 den Promis, Sternchen und selbsternannten, nun ja, Stars. Dem Großwesir der pophistorischen Echokammer und seiner wunderbaren Band, für die sich die musikalischen Direktoren großer Revuen in Las Vegas ihrer schwarzen Seelen entledigen würden, geht es vielmehr um großes Entertainment, um Pop mit Rückgrat, um Show ohne show off, um echt ohne authentisch.
Hier wird angeknüpft an die guten Zeiten und Seiten deutschsprachiger Popmusik, die ihre angloamerikanischen Referenzen ernst nimmt, aber so weit verinnerlicht hat, dass sie sich mit Leichtigkeit davon lösen kann. So entsteht etwas, was wir hier seit mindestens Ewigkeiten nicht mehr zu hören bekommen haben: etwas wirklich Eigenes und Neues.
2009 ist es dann endlich soweit: JAN DELAY wird sich mit neuem Musikmaterial präsentieren. Das „Mercedes Dance“ Nachfolgealbum schlägt wieder in die Kerbe Funk, Soul, Disco, Nothern Soul und toppt musikalisch alles bisher in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum da gewesene.
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WohinTippHQ 1 hour ago