Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Sa 4. Dez 2010, 20:00

Wo: Schauspielhaus Wien , Porzellangasse 19, 09. Alsergrund, Wien

Welche Katastrophe muss sich ereignen, damit wir (Gegen)-Maßnahmen ergreifen? Oder wird der Philosoph Peter Sloterdijk Recht behalten, der einmal formulierte, dass nur der reale Weltuntergang eine überzeugende Warnung vor dem Weltuntergang sein werde? Die Deutung der Katastrophe als Strafe Gottes wurde spätestens mit Kant abgelöst vom Bewusstsein über die Schuld und die Verantwortlichkeit des Menschen. In der Katastrophe könnte die Chance zur Umkehr, zu einem Neuanfang liegen. Doch was, wenn sie allgegenwärtig ist - in Nachrichten, Talkshows, Filmen? Wenn unser Denken und Sprechen im Rauschen dieses „Katastrophensounds“ nur noch in der konjunktivischen Form stattfindet? In vier Bildern zeigt Röggla, wie der endlose Strom der bedrohlichen Szenarien eine Sehnsucht nach der totalen Katastrophe entstehen lässt, da anscheinend nur noch ein „worst case“ uns Authentizität zurückgeben könnte. Groteske „fake-experten“ ihres eigenen Untergangs versammeln sich da, die uns mitnehmen auf eine durchaus komische Geisterbahnfahrt durch die „culture of fear“.

kann man inmitten des allgemeinen gegenwärtigen weltuntergangsfeeling dieses rauschen überhören? das rauschen der gegenmaßnahmen, die längst geplant würden? nein, man kann nicht. man muss dem lauschen, man hört ja nichts anderes mehr. und doch, wann wird daraus das handfeste geräusch, ja, die handfeste klangkulisse, die wir uns alle erwarten? nein, bisher klingt es eher nach tinnitus, nach hörsturz und störgeräusch, eher resultat einer inneren adaptionsschwierigkeit, als einer allgemeinen konzertierten aktion, etwas das aufhält und nicht etwas, das bewegt. (Kathrin Röggla)
worst case unterwirft sich nicht einer linearen Dramaturgie, befreit sich von der alleinigen Aufgabe, einen Plot zu kolportieren. Die Sprache ist hier nicht bloß Vehikel zum Transport von Information, sie spielt vielmehr mit der Beziehung der Zeichen zum Gemeinten und ist so vielschichtig und farbig, dass sie selbst zur Protagonistin wird. Hier wird Form zum Inhalt und Inhalt zur Form. Der Rhythmus und die Musik, die zwischen den Zeilen vibrieren, sind ein starker Treibstoff für eine Theatermaschine, die unser tragikomisches Verhältnis zur Labilität unseres Daseins reflektiert. (Lukas Bangerter)