Shakespeare im Ruhestand. Der Barde ist nach seiner rauschenden Londoner Theaterzeit heimgekehrt in das beschauliche Stratford zu seiner acht Jahre älteren Frau. Sein größter Wunsch: eine gutbürgerliche Existenz. Er kauft Immobilien und hinterzieht Steuern wie jeder brave Mann und hätte gewiss so weitergelebt, wäre da nicht eines Tages seine ehemalige Theatertruppe erschienen, angeführt von Richard Burbage, mit der Bitte um ein neues Stück, eine Komödie möglichst, einen Kassenerfolg! Nur sehr widerwillig greift William Shakespeare noch einmal zur Feder, denn die ist ziemlich eingerostet: Statt Poesie und Witz verfasst er Alltagsprosa, statt über große Gefühle schreibt er über Steuerpolitik. Doch Burbage weiß Rat: Er lockt Shakespeare nach London und quartiert ihn bei den Barlingtons ein, einer Witwe mit zwei bildschönen Töchtern. Zum ersten Mal seit Jahren hat er wieder eine Idee: König Heinrich VIII., die Geschichte des größten Ehebrechers und Frauenverschleißers des englischen Königshauses. Privates und Historisches, Fakten und Fiktionen mischen sich zu einer letzten großen Shakespeare-Phantasie… Doch dann muss der Dichter erkennen, dass sich die Schwestern keineswegs aus Liebe um ihn streiten, sondern nur um das Geld, das Burbage ihnen versprochen hat. Aus Verzweiflung verbrennt Shakespeare sein Manuskript, und sein letztes Stück „Heinrich VIII.“ kommt 1613 ganz ohne große Gefühle heraus – stattdessen geht's um Steuerpolitik. Insofern ist es möglicherweise ein Glücksfall, dass das Theater bei der Premiere abbrennt.
John von Düffel, geboren 1966, ist ein mehrfach preisgekrönter deutscher Autor von Romanen und Theaterstücken. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er seit 1993 auch als Dramaturg am Theater, seit 2000 am Thalia Theater in Hamburg. Der hier zur Uraufführung kommende Text ist ein Auftragswerk für das Salzburger Landestheater.
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WohinTippHQ 2 hours ago