ERÖFFNUNG
Donnerstag, 6. Mai 2010, 19 Uhr
AUSSTELLUNGSDAUER
7. Mai bis 30. Juni 2010
ÖFFNUNGSZEITEN
täglich und auch an Feiertagen 14–20 Uhr
Begleitveranstaltungen jeden Mittwoch um 21 Uhr
Führungen jeden Donnerstag um 18 Uhr
EINTRITT FREI
In unterschiedlichen Medien untersucht der 1970 in Kalifornien geborene und in Frankfurt am Main lebende Mike Bouchet gesellschaftliche Phänomene und Prozesse unserer Zeit. Ob er seine eigene Diätcola entwickelt, um sie nach China zu verschiffen oder damit Colabilder malt, für Carpe Denim in Kolumbien Jeans nähen lässt, um sie dann genau dort als amerikanisches Glücksversprechen vom Himmel regnen zu lassen, oder ob er den Schaum von Luxus und Erfolg im Design seiner Jacuzzis spiegelt: Stets findet er mit seinen Aktionen, Installationen und Skulpturen treffende Bilder für komplexe Zusammenhänge.
Bouchet hat Konzepte von Autorschaft, Eigentümerschaft und Aura neu definiert und dabei einen unverwechselbaren Stil entwickelt. Seine vielleicht auf den ersten Blick nur als ironische Appropriationen anmutenden Arbeiten registrieren die dominierenden Themen unserer Zeit: die Vorherrschaft von Unterhaltung, Sex und Konsum und die Obsession mit Celebrities. Die Frage, die Bouchet dabei in allen Varianten beschäftigt, ist eine politische: die des Wertes, der einem Gegenstand, einer künstlerischen Arbeit und dem Künstler selbst beigemessen wird. Eine Frage, die im Spiel mit dem, was warenförmig ist oder zumindest sein kann, aufgeworfen wird.
Unter dem Titel Retreat zeigt Bouchet im BAWAG Contemporary neue Arbeiten. Der Titel spielt mit den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs, die um Sicherheit und temporären Rückzug kreisen – ob um den Rückzug eines Einzelnen oder einer Gruppe, ob aus spirituellen, gesundheitlichen oder Lifestylegründen, ob durch soziologische, ökologische oder nicht zuletzt strategische Überlegungen im Corporate Business motiviert. Die Ausstellung besteht aus Momenten dieses Rückzugszusammenhangs – aus Hamburgern, Jacuzzis und einer Golfanlage –, mit denen verschiedene gesellschaftliche Phänomene und Phantasien verknüpft sind.
Phantasien über Gold etwa in Canburger, einem Projekt, für das Bouchet 2007 in Ostdeutschland 10.000 Hamburger in goldenen Dosen produzieren ließ. Spielt Canburger nur zitathaft auf Nutzung an – die Hamburger sind inzwischen ungenießbar –, sind die Jacuzzis grundsätzlich benutzbar.
Skurrile Wohlfühllandschaften für Silvio Berlusconi und die Olsen-Zwillinge sind die neusten Produkte dieser Serie, mit der Bouchet seit 1998 das Statussymbol der Amerikaner unter die Lupe nimmt und gleichzeitig die Rolle des Künstler-Unternehmers ironisiert. Zurückgeworfen auf das freie Unternehmertum sieht dieser sich gezwungen, auch leichtere, gängigere Ware zu schaffen, die bei Bedarf wiederholt oder variiert wird.
Die Jacuzzis und die Golf-Indoor-Anlage spielen mit der Frage nach Partizipation. Mit dem Golf-Setting wird das in den Jacuzzis persiflierte Wellnessversprechen zum realen Angebot erweitert. Anzügliches verbindet sich hier mit Anspielungsreichem zu einer Installation, welche die komplexen Beziehungen zwischen Kunst, Performance und Unterhaltung verhandelt.
Zur Ausstellungseröffnung in der BAWAG Contemporary am Franz Josefs Kai 3, 1010 Wien am Donnerstag, 6 Mai 2010 um 19 Uhr sprechen Andreas Mailath-Pokorny, amtsführender Stadtrat für Kultur und Wissenschaft, Regina Prehofer, VDir. BAWAG PSK und Christine Kintisch, Direktorin der BAWAG CONTEMPORARY. Der Künstler ist anwesend.
Bildbeschreibung: Mike Bouchet, Lionel Ritchie Jacuzzi, 2007, Karton, Polyester, Fiberglas, Kunstharz, Farbe, 120 x 220 x 200 cm, Photo: Mike Bouchet
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Kommentare
WohinTippHQ 33 mins ago