von Gotthold Ephraim Lessing
Toleranz und Vernunft, die Grundpfeiler der Aufklärung, bilden bis heute die wichtigsten Säulen des menschlichen Zusammenlebens – und doch werden gerade diese Maximen zumeist schmerzlich vermisst. Im ausgehenden 18. Jahrhundert schrieb Gotthold Ephraim Lessing „Nathan der Weise“, in dessen Zentrum die berühmte Ringparabel steht. Sie gilt bis heute als ein Schlüsseltext der Aufklärung und bringt das humanistische Denken Lessings auf den Punkt. Sie ist die Antwort des Juden Nathan auf die Frage, welcher Glaube ihm am meisten einleuchte. Doch wertet Nathan nicht zwischen Judentum, Christentum und Islam, sondern stellt sie vielmehr gleichberechtigt nebeneinander und setzt damit ein leuchtendes Beispiel gegenseitiger Akzeptanz. Der Konflikt entzündet sich dennoch: Nathan hat ein elternloses Christenmädchen aufgenommen, dem er zwar die christliche Abstammung verschwiegen, das er jedoch keineswegs im eigenen Glauben als vielmehr nach den Gesetzen der Vernunft erzogen hat. Nachdem sie von einem jungen Tempelherrn aus den Flammen eines brennenden Hauses errettet wird, verlieben sich die beiden. Eine Ehe zwischen Jüdin und Christ ist einfach nicht denkbar, doch die Gesellschafterin des Mädchens gibt das Geheimnis preis: Recha ist eine Christin. Es entspinnt sich ein Gewirr aus Nachforschungen, Vermutungen und Verleumdungen, bis sich der christliche Retter und die ‚jüdische’ Gerettete zuletzt als leibliche Geschwister entpuppen – die zudem im herrschenden Sultan ihren Onkel finden. Der brennenden Aktualität des aus rührenden, ernsten und komischen Elementen bestehenden Familiendramas widmet sich Tim Kramer, Schauspieldirektor in St. Gallen, der in Österreich und der Schweiz schon zahlreiche Inszenierungen auf die Bühne gebracht hat.
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WohinTippHQ 1 hour ago