Die Schriftstellerin und Literaturwissenschafterin Ruth Klüger (*1931) hat als jüdisches Kind aus Wien mehrere KZs überlebt. In ihrer Autobiographie „weiter leben. Eine Jugend“ (1992) berichtet sie von ihren Erlebnissen und dem Überleben der Shoah, das sich als bloßes ‚weiter leben‘ entpuppte.
Die Fortsetzung der Autobiographie „unterwegs verloren“ (2008) berichtet von Ruth Klügers Leben in Amerika, der Ehe, den Kindern und dem Beruf als Germanistin, aber immer wieder auch von ihren „Gespenstern“ – dem in der Shoah ermordeten Vater und dem Halbbruder, die sie nicht loslassen. Die jüdische Tradition verwehrt Ruth Klüger als Frau den Wunsch, für ihre Toten das Totengebet Kaddisch zu sprechen. Doch die Toten wollen „gefeiert und bewältigt“ sein.
Klüger muss ihren „Gespenstern“ einen anderen Platz zum Spuken einräumen. In ihrem Fall sind diese Räume Gedichte, die sie in ihre Prosawerke als wichtigen Teil ihrer Biographie einbettet. Gedichte hatten bereits für das Kind in den Lagern eine überlebenswichtige Funktion, sie bannten das Unfassbare in eine strenge Versordnung, was frühe Gedichte wie „Der Kamin“ (1944) zeigen. Später geben Gedichte fordernden Gespenstern ihren Raum, doch zum Glück hat hier das Alter auch zur Abwechslung einmal etwas Gutes, denn, so Ruth Klüger: „Mit dem Älterwerden weichen auch die Gespenster zurück“.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, so lange der Vorrat reicht – wird die Literaturwissenschafterin Irene Fußl mit Textbeispielen Einblicke in Ruths Klügers Gespenster vermitteln.
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WohinTippHQ 2 hours ago