Avantgardistischer Pop mit Maja Osojnik, Susanna Gartmayer und dem Experimental-Rock-Trio BulBul
In broken.heart.collector geben sich fünf der speziellsten VertreterInnen unausgesteckter Pfade die Klinke in die Hand, hat sich gefunden, was zusammen gehört: Vokalkünstlerin und Bassflötistin Maja Osojnik, die von Black-Metal-Gegrowle bis zu slowenischen Volksliedern sämtliche Stücke beherrscht und wegen dieser Spannbreite auch in einer Vielzahl verschiedenster Combos aktiv ist (rdeča raketa, maja osojnik band, frufru, subshrubs); Bassklarinettistin Susanna Gartmayer, ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt, bekannt aus Gruppen wie When Yuppies Go To Hell, dem Gemüseorchester und der hiesigen Improvisationsszene mit all ihren verschiedenen Gesichtern; und dann wären da noch BulBul, die das klassische Rock-Line-Up (Bass, Gitarre, Schlagzeug) seit Jahren dazu verwenden, um es bis über die Grenzen hinaus zu treten und sowohl konzeptuelle Umweltgeräuschplatten wie auch die cleversten Schweinerockknaller hochgehen zu lassen, die im Bereich des Unmöglichen liegen.
Fünf seltsame Gestalten also, die sich einer neuen Herausforderung verschrieben haben, und mit der gleichnamigen Produktion „broken.heart.collector“ sämtliche Stühle zwischen Jazz, Free Form, Chanson, industriell angehauchten Lärmlandschaften und dem Gespür für bestens sitzende Rockeskapaden hin- und herrücken. Über das instrumentale Fundament lässt Maja Osojnik hypnotische Losungsworte hageln, in deren Subtext ein stetes „I control you“ mitschwingt. Ihre Stimme schwebt mal kühl, dann faucht sie wie ein tollwütiges Kind, das unter Wölfen aufgewachsen ist, woraufhin sie sich einnehmend wie eine Würgeschlange um die Combo windet. Deren Instrumente sind oft hörbar präpariert, so wie einst John Cage das Klavier mit Spachteln, Gummis und ähnlichen Utensilien wieder spannend gemacht hat. Es quietscht und scheppert, bis eine Westerngitarre, ein treibender Bass, ein trickreiches Schlagzeug und ein Mordsgebläse aus der Klarinette bruitistische Flächen trimmen, die langsam zu sogartigen Grooves mutieren. Dazwischen schellen die Glocken, tosen Klavierläufe, schnauben die Verstärker. Sind tremoloartige Luftgeräusche der Bassblockflöte, die manchmal wie Geräusche einer Lungenmaschine klingen, oder melancholische Passagen einer Melodica, deren Klangfarbe den gedeckten Registern der Orgel ähnelt, zu hören. Echoverschiebungen zur Wahrnehmungsverzerrung, Verfremdungseffekte, um die Herzkammern zu füllen. Von streng reduzierten Passagen bis zu schamanenhaft-ausschweifenden Spacetrips mit Field Recordings, die an Red Krayolas vielschichtige „Parable of Arable Land“ und Moondogs Kommunikation mit der Großstadt erinnern. Man gerät auf eine unermesslich weite Wüstenwanderung mit Alejandro Jodorowsky, gleitet durch schwerelose Räume und überdimensionale Klangflächen, über die die Ketten rasseln und das Eisen zwitschert, driftet weit nach draußen, ohne verloren zu gehen: broken.heart.collector holt seine/ihre Zöglinge immer wieder zurück und lässt die Peitsche knallen, wenn sie zu knallen hat.
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Kommentare
WohinTippHQ 14 mins ago