"Red Chamber Music" - Ein Album wie ein großer Roman. Support: Katrin Navessi
Musik. Einfach nur: Musik. Klang. Atmosphäre. Auf das Wesentliche reduziert, ohne Zierrat, Finten und trickreiche Ablenkungsmanöver. Doch mit Wörtern gespickt, mit Texten verzahnt, mit einer Stimme versehen. Purismus, das ist ein Stichwort, das rasch ins Spiel kommt beim Sohn der Samtratte.
Am liebsten wäre Georg Altziebler, dem „besten Singer/Songwriter, den das Land hervorgebracht hat" (Andreas Russ, "Kurier"), eine magische Weiterreichung seines Œuvres: eine Darbietung, die sich direkt ins Herz bohrt. Eine Melodie, die ewig nachschwingt. Eine Songzeile, die einen nicht mehr loslässt.
Wer aber sagt, dass gerade das nicht gelingen könnte? Son Of The Velvet Rat krönen mit ihrem neuen, sechsten Album „Red Chamber Music“ eine ohnehin schon beeindruckende Diskographie. Ausformuliert ist „Red Chamber Music“ definitiv. Vom ersten Song „Prayers“ bis zum abschließenden „Silence Is A Crown“ fließen diese zehn Stücke wie mühelos, ohne erkennbare Anstrengung dahin. Sie offenbaren unterwegs fast beiläufig, aber zwingend ihre Schönheit, die Emotionen in ihrem Kern, gewonnen oft aus kleinen inneren Bewegungen, unprätentiösen Erkenntnissen („Hope is a sweet little sting“ heißt es etwa im Opener). So gültig ausformuliert ist „Red Chamber Music“, dass es schwer fällt, diesen Fluss wieder zu verlassen, auszusteigen aus dem reichen Mosaik, das wie ein großer Roman, wie ein guter Film so vieles enthält und anrührt, einem das Gefühl gibt, etwas zu verstehen, mehr zu verstehen, eventuell sogar: alles.
Nicht zu unterschätzen ist denn auch der Reiz, den die verschiedenen KollaborateurInnen auf „Red Chamber Music“ ausüben. Es sind große Momente, wenn in „White Patch Of Canvas“ Lucinda Williams, regierende broken Queen of Alternative Country, ihre Stimme mit Altziebler erhebt. Oder wenn in „Vampire Song“ zwei mazedonische Bläser, Kiril Kuzmanov und Trajce Velkov, eine Musik, die gerne als „Americana“ verhandelt wird, ganz woanders hintragen. Die Melancholie, die man SOTVR gerne und oft zuschreibt, tanzt dazu ausgelassen auf dem Tisch.
„Red Chamber Music“ ist elektrifizierte und elektrifizierende Kammermusik. Botschaften von und aus der Welt, von der Seele, von Nöten, von Träumen, den willkommenen und schrecklichen, von der Langeweile, der Leere, von der Liebe, allesamt von einer erschütternden und erhebenden Schönheit, dabei gleichzeitig voll Leichtigkeit und zartem Humor.
Und in „7 Stars“ findet sich dann noch eine der schönsten „politischen“ Zeilen seit langem: „It´s all good if you have those seven stars at hand / one in the middle, three stars to each side / if you must share, you can spare one for the homeless, put three in your pocket and ride away“.
velvetrat.mur.at
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WohinTippHQ 2 hours ago