Für Aufsehen sorgt der neue, virtuose Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ (Wagenbach Verlag, 2012) von Milena Michiko Flasar. Unaufdringlich und poetisch erzählt die junge österreichisch-japanische Autorin eine bewegende Geschichte, die in Japan spielt und überall sein könnte.
Taguchi Hiro ist ein „Hikikomori“. Er hat sich zwei Jahre in seinem Zimmer eingeschlossen und die Tür nur geöffnet, um ins Bad zu gehen oder das von seiner Mutter abgestellte Tablett mit Essen aufzunehmen. Als er erstmals wieder das Haus verlässt und sich im Park auf eine Bank setzt, ist es Februar, und er ist 20 Jahre alt. Die Parkbank wird ihm zur Zuflucht. Dort öffnet der junge Verweigerer die Augen, beginnt zu sprechen und mit einem älteren Mann in Anzug und mit gestreifter Krawatte seine Erinnerungen zu teilen. Es ist Mai. Der wildfremde „Salaryman“ – so der japanische Begriff für einen männlichen Büroangestellten – erzählt seinerseits Szenen eines Lebens voller Furcht und Ohnmacht, Hoffnung und Glück. Sein Name ist Ohara Tetsu, er ist 58 Jahre und wurde nach 35-jähriger Betriebszugehörigkeit entlassen. Beide sind Außenseiter, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, die allein in der Verweigerung aktiv werden. Aus der Erfahrung, dass Zuneigung in Nahrung verpackt, dass Trauer im Lachen verborgen werden kann und Freundschaften möglich sind, stärken sie sich für einen endgültigen Abschied und einen Anfang.
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WohinTippHQ 2 hours ago