Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 25. Dez 2012, 18:30–00:00

Wo: Landestheater Linz, Promenade 39, Linz, Oberösterreich

Eingetragen von: Oeticket

Melodramma in drei Akten Text von Francesco Maria Piave, nach dem Versdrama Le Roi s’amuse (1832) von Victor Hugo In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Es ist Nacht. Zwei Männer begegnen sich auf der Straße. Ein Mörder und ein Narr. Der Mörder bietet dem Narren an, zum (Auftrags-)Mörder zu werden. Der Narr zögert. Jetzt noch nicht. Aber später. Vielleicht. – Ein gutes Gespräch: „Wir passen Beide trefflich zueinander. / Ein spitzer Degen, eine scharfe Zunge. / Ich bin der Mann der lacht, er der, der tötet.“ Das ebenso triste wie traute Stelldichein der Außenseiter – in Victor Hugos Drama: Triboulet und Saltabadil, in Verdis Oper: Rigoletto und Sparafucile – lässt keinen Zweifel mehr daran, dass Verdis einprägsamster Opern-Titelheld (= der mit dem Buckel) ein zwiespältig zerrissener Charakter ist. Am Tag bei Hofe spottet er mit verächtlichem Zynismus über die „Opfer“ seines Herrn, des weibstollen Herzogs von Mantua, in der Nacht wacht er wie eine paranoide Amme über die Unschuld seiner Tochter Gilda und würde, um sie zu verteidigen (oder zu rächen), auch nicht vor einem Mord zurückschrecken. Wie ein Altarbild verehrt er Gilda, verweigert ihr aber alles Wissen, mit dem sie den Ikonen-Rahmen sprengen und ein eigenes Selbst entwickeln könnte. Der Name ihres Vaters: Tabu. Sein Leben außerhalb der engen Klause: Tabu. Der Name und die Identität ihrer Mutter: Tabu. – Kein Wunder, dass sie den ersten Mann, der ihr seinen Namen nennt – der Student Gualtier Maldé (in Wahrheit der sich ihr inkognito nahende Herzog) – abgöttisch lieben, diesen „caro nome“ geradezu wie einen Fetisch anbeten und sich dem Namensträger bis hin zum Opfertod verschreiben wird. Verdis Rigoletto ist ästhetisch dem französischen „mélodrame“ nachempfunden, dessen historische Wurzeln im „total freien“ Volkstheater der Revolutionsjahre liegen. Auf den Rummelplätzen im Schatten der Guillotinen war die grelle Geste wichtiger als das klug abgewogene Wort. Der Effekt triumphierte über die Kausalität, das Bild erschuf die Wirklichkeit und äffte sie nicht nach. Der Albtraum, den Rigoletto erlebt, ist total. Und verwandelt selbst das scheinbar so harmlose Trällern des Herzogs im Finale („La donna è mobile“) in einen Fluch. – Der mordende Narr ward genarrt.