Der Herr, der hier in jeder Hinsicht das große Wort führt, bleibt anonym. Man erfährt nur, dass er "draußen in der Verwertung" wohnt. Sein imaginärer Gesprächspartner ist der Postmeister eines niederbayrischen Dorfes, der drei Landbriefträger unter sich hat, über deren Schwächen Klage geführt wird:
- der eine ist dem Alkohol in Gestalt des Bieres verfallen
- der andere den Frauen
- der dritte, ein verhinderter Akademiker, huldigt einem kulturellen Laster
Die Unzufriedenheit des Beschwerdeführers betrifft im Übrigen nicht nur die Post, sie richtet sich ebenso gegen den Kaufmann, den Tierarzt, die Lehrer, die Krankenkassen und andere. So ist der „Roman“, den sich der Postmeister anhören muss, durchaus gesellschaftskritisch – und zugleich eine satirische Lektion über Gesellschaftskritik. Das heißt, dass auf höchst amüsante Weise hier nicht nur die Zustände auf dem örtlichen Postamt angeprangert werden, sondern Zeiterscheinungen der modernen Gesellschaft schlechthin! Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung gehen Hand in Hand. Ein Feuerwerk famoser Formulierungen verdreht den Sätzen den Sinn und dem Leser (Zuhörer) bald den Kopf.
mit: Wolfgang Böck
Roman von Alois Brandstetter
ALOIS BRANDSTETTER, am 5. Dez. 38 in Pichl in Oberösterreich geboren, ist Germanist und Historiker und lehrte als Professor für Deutsche Philologie an der Universität Klagenfurt. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
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Kommentare
WohinTippHQ 11 mins ago