Der Stein der Idioten
Ein pataphysischer Jahrmarkt
In Kooperation mit der schule für dichtung und dem donaufestival Krems
Pataphysik? Was soll das nun wieder sein? Zuallererst – würden wir behaupten – ist diese Wissenschaft der imaginären Lösungen eine Zumutung für den Verstand, eine Beleidigung der so genannten “exakten” Wissenschaften und eine harte Nuss für den Kunstdiskurs.
Als gesichert gilt: die Pataphysik ist ein von Alfred Jarry 1893 erfundenes literarisch delirierendes Wissenschaftssimulakrum, das als Phantom beständig durch die Avantgarden des 20. Jahrhunderts geisterte ohne sich dabei geschäftig in den Vordergrund zu drängen. Denn das wäre alles andere als pataphysisch. Auch wenn per definitionem ALLES pataphysisch ist.
Uns ist dieses jeden Sinn transzendierende Dingsbums eine willkommene Methode, dem sämtliche gesellschaftlichen Felder durchdringenden Nützlichkeitswahn unseren gestreckten Mittelfinger zu zeigen: Fuck You, Kalkül! Shut the fuck up, Verwertungslogik! Die totale Realität der herrschenden Verhältnisse kann nicht unsere Wirklichkeit sein! Da retten wir uns lieber in den unwiderstehlichen Eskapismus pataphysischer Gegenwelten.
In der Garage X werden wahre Pataphysiker (das sind diejenigen, die von ihrer pataphysischen Natur gar keinen Tau haben) auf bewußte Pataphysiker stoßen und gemeinsam den kürzesten Weg von Null nach Unendlich entlang torkeln. Absinth könnte helfen, der öden Ratio eine reinzusemmeln. Aber auch zeitgenössische Meister und Meisterinnen pataphysischer Schreibe wie Klaus Hoffer (“Bei den Bieresch”) und Ursula Timea Rossel (“Man nehme Silber und Knoblauch, Erde und Salz”). Oder Klaus Ferentschik, Autor und Regent des legendären Collège de 'Pataphysique. Oder die Kulturtheoretikerinnen und Performance-Künstlerinnen Katharina Zak Ra und Mara Mattuschka. Nicht zu vergessen: pataphysische Elevinnen und Eleven sonder Zahl! Und am Ende gar Père und Mère Ubu selbst! Merdre! Was es nicht alles gibt!
“Der pataphysische Geist ist der Nagel im Reifen”, frohlockt Jean Baudrillard. Und wenn ihr nun noch immer im Dunkeln tappt, was es mit dieser seltsamen Wissenschaft auf sich hat, dann nehmt als Begründung unseres Treibens diesen schönen Satz von Victor Boucher: “Mit Fleiß denke ich gern an Dinge, von denen ich denke, dass andere nicht an sie denken”.
Friede den Nutzlosen! Krieg den Zweckdienlichen! Alle Macht dem Unnötigen!
Programm:
Freitag, 19.04., Beginn: 20.00 Uhr:
Mit Ursula Timea Rossel, Klaus Ferentschik und seiner Schule-für-Dichtung-Klasse (“Schwund und Überfluss. Suggerieren statt Schreiben.”), Tex Rubinowitz und seiner Schule-für-Dichtung-Klasse (“Fusilli you crazy bastard, how are you?”), Iris Stromberger (Dritte Polizistin) und Fritz Ostermayer (Junggesellenmaschinist).
Samstag, 20.04., Beginn: 20 Uhr:
Mit Klaus Hoffer, Mara Mattuschka und Katharina Zak Ra, Iris Stromberger und Fritz Ostermayer.
An beiden Abenden sämtliche Räume der Garage X pataphysisch beackernd: Tina Frank und ihre Klassen “Grafik Design und Fotografie” und “Visuelle Kommunikation” an der Kunstuniversität Linz.
Teil 2 von “Der Stein der Idioten”, der sich den aktionistischen und musikalischen Aspekten der Pataphysik widmet, findet eine Woche später (am 26. April) im Rahmen des Donaufestivals in Krems statt.
Premiere: 19. April 2013
Weitere Vorstellungen: 20. April 2013
Beginn: jeweils um 20.00 Uhr
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Kommentare
WohinTippHQ 13 mins ago