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Liebe und Freude, Zorn oder Trauer – die Ausstellung „Große Gefühle“ setzt sich mit den unterschiedlichen Darstellungen von Emotionen und ihrer jeweiligen Veränderung in den historischen Kontexten von Kunstwerken auseinander.
Rund 40 Arbeiten der Gegenwartskunst aus der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin werden, um dieser Fragestellung nachzugehen, in einen Dialog mit Werken aus den unterschiedlichen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien gesetzt und so ein Kaleidoskop an Gefühlen, das von Liebe, Freude und Glück bis zu Angst, Zorn, Trauer und Verzweiflung reicht, eröffnet. Innerhalb der historischen Differenz, die die Werke trennt, wird der Fokus auf mögliche Verbindungslinien des Ausdrucks, deren Basis im sozialen Gedächtnis der Gesellschaft aufgesucht wird, gelegt.
Im Sinne Aby Warburgs sieht die Ausstellung die Kraft von Kunstwerken im Vermögen, Gefühle festzuhalten, aber ebenso zu formen. So sprach Warburg von Bildern als „Energiekonserven“, die Speichern und Transformatoren gleich, mit der Fähigkeit ausgestattet sind, Emotionen in wiederkehrenden Formen und Gebärden des Gefühlsausdrucks, den „Pathosformeln“, zu transportieren und gleichzeitig für die Jetztzeit zu aktualisieren. Die für das Grundkonzept der Ausstellung charakteristische, vom Kuratorenteam ausgefeilte Gegenüberstellung und Konfrontation von Gegenwartskunst und alten Meistern führt diese Dialektik in erinnernder Zusammenschau eindrucksvoll vor Augen.
Der Gang durch die einzelnen Ausstellungsbereiche wird so zur Suche nach Kontinuität und Transformation im Ausdruck grundlegender menschlicher Emotionen. Komplementäre Gefühlsbereiche wie Melancholie und Liebe, die auf die gegenwärtige Situation zentriert in entscheidendem Maße das menschliche Wohlergehen bestimmen, stehen Gefühlshorizonten wie Trauer oder Sehnsucht gegenüber, die auf die Zukunft ausgerichtet sind und für die existenziellen Grundfragen unseres Seins einen wichtigen Hintergrund bilden. Auch Emotionen, die entscheidend vom Eingriff Anderer oder der Gesellschaft bedingt sind, werden über den epochenübergreifenden Dialog von Kunstwerken thematisiert.
Emotionen spielen – so zeigt die Ausstellung – eine einflussreiche Rolle im menschlichen Leben und prägen seit Jahrhunderten nicht nur individuelle Befindlichkeiten, sondern weitgehend auch sozial- und gesellschaftspolitische Ordnungssysteme. Die Präsentation „Große Gefühle“ erlaubt es durch das Zusammenspiel zweier außergewöhnlicher Sammlungen, die unterschiedlichen Ausformungen von Emotionen über Epochen hinweg zu verfolgen.
Anhand bedeutender Kunstwerke von alten Meistern (u. a. Hans von Aachen, Pieter Claesz, Paris Bordone, Francesco Furini, Johann Heinrich Schönfeld, Bartholomäus Spranger, Tizian und Paolo Veronese) ebenso wie von zeitgenössischen Künstler(inne)n (u. a. Matthew Barney, Berlinde De Bruyckere, Maurizio Cattelan, Jake und Dinos Chapman, Hans-Peter Feldmann, Urs Fischer, Douglas Gordon, Damien Hirst, William Kentridge, Ragnar Kjartansson, Sharon Lockhart, Sarah Lucas, Shirin Neshat, Tony Oursler, Thomas Ruff, Yinka Shonibare, Fiona Tan, Sam Taylor-Wood und Jeff Wall) wird das Nachleben der Pathosformeln im Sinne von Aby Warburg eindrucksvoll vergegenwärtigt.
Kurator(inn)en: Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Irene Calderoni, Sylvia Ferino-Pagden und Hans-Peter Wipplinger
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WohinTippHQ 48 mins ago