Kaum ein anderer „mythischer Bericht“ hat die Menschen im Allgemeinen und Schriftsteller und bildende Künstler im Speziellen so beschäftigt und zur Gestaltung herausgefordert wie der von der Opferung Isaaks. Egal, aus welcher Perspektive betrachtet, hat die Erzählung, wie sie im 22. Kapitel des Buches Genesis berichtet wird, etwas unweigerlich Verstörendes. „Und mein Herz stand still, mein Atem ging nicht“, beschreibt bei Thomas Mann Abraham seinem Sohn die Gefühle vor deren Aufbruch zur Opferstätte …
Nicht immer jedoch war nur eine psychologisch leicht zu erklärende Beunruhigung der Anlass für die diversen künstlerischen Gestaltungen. Der biblische Stoff wurde auch aufgegriffen, um damit ganz bestimmte aktuelle Probleme – sozusagen in Verkleidung, wie sie beispielsweise in Diktaturen oft nur allzu notwendig war – zu thematisieren. Und genau darum soll es, konzentriert auf die Betrachtung von Texten des 20. Jahrhunderts, gehen.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, so lange der Vorrat reicht – wird der Literaturwissenschafter Armin Eidherr, Professor am Fachbereich Germanistik und am Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, nach einer kurzen Einleitung in biblische Opfer-Erzählungen speziell zur Opferung Isaaks anhand ausgewählter literarischer Beispiele über die vielfältige künstlerische Behandlung des Stoffes, immer in seiner Abhängigkeit von einer bestimmten Zeit, sprechen.
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WohinTippHQ 2 hours ago