Die Medikalisierung der Gesellschaft.
Zu viele Medikamente können schaden.
Zwei Universitätsprofessoren warnen.
Das seit vielen Jahren ausgebuchte Dornbirner Montagsforum wiederholt seinen diesjährigen Thementag aufgrund der großen Nachfrage mit einer zusätzlichen öffentlichen Abendveranstaltung am 17. November. Zum Thema „Die Medikalisierung der Gesellschaft“ werden zwei renommierte Mediziner über die derzeitige Praxis im Umgang mit Medikamenten referieren und diese auch kritisch hinterfragen.
Werden die richtigen Medikamente richtig eingesetzt, sind sie wichtige und wirksame Instrumente ärztlicher Hilfe bei der Behandlung von Patienten. Doch ist mit den richtigen Medikamenten auch alles heilbar? Und nehmen Patienten nicht auch zu viele Medikamente, die sich nicht vertragen und dadurch schwere Nebenwirkungen verursachen?
Zu diesen und anderen Fragen werden die Universitätsprofessoren Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen, und Peter Berlit, Leiter der Neurologischen Klinik mit Klinischer Neurophysiologie am Alfried Krupp Krankenhaus Essen, vortragen.
Alters-Übermedikalisierung
Laut Prof. Glaeske kommen rund 10% aller Krankenhausaufnahmen von Menschen über 65 Jahren durch zu viele Arzneimittel nebeneinander zustande, wobei darin auch selbstgekaufte Medikamente eine Rolle spielen. Gleichzeitig unterstreicht der Mediziner aber auch den nachweislichen Nutzen richtig eingesetzter Medikamente als wirksames Instrument ärztlicher Hilfe, wenngleich unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen zu beachten seien, insbesondere wenn mehrere Krankheiten nebeneinander, oftmals von mehreren Ärztinnen und Ärzten behandelt würden.
„Schlafmittel vertragen sich nicht mit alkoholhaltigen „Stärkungsmitteln“, Mittel bei Herzschwäche nicht mit Abführmitteln. Arzneimittel sollen den Patienten nutzen, zu viele nebeneinander können aber allzu schnell auch schaden – dies muss vermieden werden“, warnt Glaeske.
Wirkungen und unerwünschte Nebenwirkungen
Zum Thema „Nutzen und Risiko medikamentöser Therapie im Alter“ wird im Anschluss Univ. Prof. Peter Berlit, unter anderem Ausbilder der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Lehrbücher, sprechen und die bereits aufgerissene Thematik zur Gefahr einer Alters-Übermedikalisierung damit nochmals vertiefen. Auch Heinz Bertolini, der Gründer des Montagsforums, weist auf die Wichtigkeit des Themas gerade in Bezug auf unerwünschte Nebenwirkungen hin: „Viele Menschen – vor allem im Alter – bekommen mitunter unverträgliche oder mit starken Nebenwirkungen belastete Medikamente. Sich darüber ein allumfassendes und darüber hinaus mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauertes Bild zu machen, liegt wahrscheinlich im Interesse eines jeden von uns.“
Eröffnet und unter Einbeziehung des Publikums moderiert wird die Veranstaltung von Christoph Gaedt, dem geschäftsführenden Oberarzt mit Schwerpunkt internistischer Intensivmedizin am Krankenhaus Dornbirn.
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Fakten:
Thementag im Kulturhaus Dornbirn „Die Medikalisierung der Gesellschaft“,
PROGRAMM:
Eröffnung. Einführende Worte: Dr. Christoph Gaedt, lt. OA (Interne) am Krankenhaus der Stadt Dornbirn.
Anschließende Vorträge:
„Die Medikalisierung der Gesellschaft“ – Univ.-Prof. Gerd Glaeske, Universität Bremen.
„Nutzen und Risiko medikamentöser Therapie im Alter“ – Univ. Prof. Peter Berlit, Chefarzt Klinik für Neurologie, Alfried Krupp Krankenhaus, Essen.
Moderierte Diskussion.
Eintritt: 20 Euro.
Anmeldung: office@montagsforum.at, Tel. 05522 83935
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WohinTippHQ 1 hour ago