Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Mi 14. Okt 2015, 10:00–20:00
Do 15. Okt 2015, 10:00–17:00
Fr 16. Okt 2015, 10:00–17:00
Sa 17. Okt 2015, 10:00–17:00
So 18. Okt 2015, 10:00–17:00

Wo: Liechtensteinisches Landesmuseum, Städtle 43, Vaduz

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Ticket-Information:

  • Eintritt: €8,00
  • reduzierter Eintritt: €5,00
  • Buchungsgebühren können anfallen

Eingetragen von: guidle

In der heutigen Zeit blühen die neuen Medien. Computerspiele scheinen schon bei Kindern immer mehr die althergebrachte Vorlesekultur und das eigene Lesen zu ersetzen. Daher mag es vielleicht zunächst verwundern, dass gerade nun eine Ausstellung über Märchen in Steinskulpturen präsentiert wird. Es stellen sich vielleicht die Fragen: Brauchen wir eigentlich noch Märchen und brauchen wir das kunstvolle Handwerk von Steinkünstlern? Schon einmal schienen Märchen kurz vor dem Ende zu sein. Im Zeitalter der Aufklärung in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren in einer neuen rationellen Welt Märchen nicht mehr gefragt, ja sie waren in Frage gestellt. Für wen sollten diese phantastischen Träumereien überhaupt noch gut sein? U.a. wollten die Brüder Grimm diese Erzählkultur noch retten und aufschreiben, was noch ging, bevor alles verschwunden war. Ob ihnen wirklich bewusst war, dass ihr Sammlertum nicht nur eine alte Vergangenheit bewahrte, sondern die Märchen zu neuen Höhen führte? Etwa gleichzeitig schrieb Alexander Sergejewitsch Puschkin seine weltweit berühmten Märchen und einige Jahrzehnte später Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi Märchen wie „Das Ungeheuer“ und „Das Mäuschen“. Wie die Brüder Grimm sammelte Aleksandr Nikolajewitsch Afanassjew zwischen 1855 und 1863 ca. 600 russische Märchen und Iwan Alexandrowitsch Chudjakow zwischen 1860 und 1862 viele weitere russische Märchen.

Insbesondere durch die Veröffentlichungen deutscher und russischer Märchen entstanden Buchillustrationen von Märchen, die damit ein ganz neues Genre in die Bildkunst einbrachten. Weitere Künstler beschäftigten sich nun mit Märchen und die ersten Gemälde und Skulpturen zu Märchen entstanden. Gleichzeitig blühte im 19. Jahrhundert im Ural durch den Reichtum verschiedenster Steinarten die kunstvolle Steinbearbeitung auf. So fertigten die Kunsthandwerker prächtige Gefässe, Büchsen, Schmuck, Skulpturen und architektonische Verzierungen aus vielfältigen Steinarten aus dem Ural. Als Karl Fabergé in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum berühmtesten russischen Goldschmied und Juwelier aufstieg, nahm er diese Tradition der kunstvollen Steinverarbeitung aus dem Ural auf und wendete es sowohl an seinen berühmten Ostereiern, aber auch bei eigens hergestellten Steinskulpturen an, die kleine Wunderwerke darstellten. Gerade seine Werke aus Stein und edlem Metall waren und sind bis heute sehr geschätzt.

Diese Tradition hochwertiger Skulpturen aus unterschiedlichsten Steinen überlebte im Ural bis heute, ist jedoch - wie so viele aussergewöhnliche Kunsthandwerke - in ihrer Existenz bedroht. Doch dank der Unterstützung von Mäzenen und Sammlern wird dieses Kunsthandwerk hoffentlich nicht nur bewahrt bleiben, sondern wieder einen Aufschwung erfahren. Das Bewundernswerte an diesen Steinskulpturen ist zudem, dass sie nur aus Original-Gestein ohne Einfärbungen bestehen.