Yo, Carmen (Österreichische Erstaufführung)
„Weder der Himmel noch die Erde werden dieselben sein, nachdem man María Pagés tanzen gesehen hat“, streut der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago Rosen für die „Königin des Flamenco“, die mit der Österreichpremiere Yo, Carmen (Ich, Carmen) den Bregenzer Frühling 2016 eröffnet. Die Flamencotänzerin aus Sevilla schält Carmen aus den zahllosen Femme Fatale-Verpackungen heraus und präsentiert sie als eine „sehr gewöhnliche“ Frau. „Du und ich, alle Frauen sind irgendwie Carmen und eine Carmen steckt in jeder von uns, deshalb nannte ich die Choreografie Ich, Carmen.“ Pagés, eine der renommiertesten „bailaoras“ (Tänzerinnen) und die führende Choreografin des modernen Flamenco, präsentiert zusammen mit ihrer Compañía eine völlig neue Version der vom Schriftsteller Prosper Mérimée und dem Komponisten Georges Bizet geschaffenen Figur. All die Versionen, die bis heute von „Carmen“ existieren, bedienen durchwegs männliche Klischees. Eine Ausnahme stellt Charlie Chaplins „Carmen Burlesque“ dar. Pagés schafft mit Yo, Carmen eine Person, die die Stimme aller Frauen sein soll, meidet sämtliche Klischees und gibt ihr somit jene Bedeutung, nach der sie schon immer verlangt hat. Dazu greift sie auf die Originalpartituren und die Flamencomusik von Rubén Levaniegos zurück. Auf diese Art und Weise entsteht ein durch und durch feminines Werk in zehn kunstreich verknüpften Bildern, das acht Tänzerinnen und Tänzer sowie sieben Musiker zu furiosem Leben erwecken. Alle tanzen dabei im Rhythmus der Verse u. a. von Marguerite Yourcenar, Margaret Atwood, Belén Reyes und María Pagés. Die zu choralen Kompositionen getanzten Choreografien bekunden Solidarität und Konflikt, Sehnsucht und Freiheit und wechseln ab mit berührenden Soli von Pagés, in denen sie eine innere Welt, die Suche nach sich selbst, auf der Bühne inszeniert.
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WohinTippHQ 1 hour ago