Buchungsgebühren können anfallen
Chris Pichler liest "Der Fall Franza" von Ingeborg Bachmann
Chris Pichler hat Der Fall Franza und Requiem für Fanny Goldmann in der Reihe der Kärntner Roman gänzlich für den ORF eingelesen. So ist es nur folgerichtig das Romanfragment Der Fall Franza auch als Lesung zu konzipieren und den Menschen auch auf diese Weise nahe zu bringen.
„Ein junger Mann trifft vor einer Ägyptenreise mit seiner Schwester zusammen, die, schwer krank aus einer Klinik in Baden bei Wien vor ihrem Mann geflohen ist. Wenn es überhaupt etwas zwischen den Geschwistern gab oder je gegeben hatte, dann dies: dass sie jeder von jedem einmal im Leben wissen würden, wo der andere im entscheidenden Moment war. Diese ältere Schwester nun, ihr Sterben, ist in dem Buch beschrieben und die Begleitung die der Bruder ihr gibt, der am Ende aller Bindungen ledig wird.“
„Der Professor, das Fossil, hatte ihm die Schwester zugrunde gerichtet. Zu dieser Vermutung war er schon gekommen, noch ehe er den geringsten Beweis hatte.“ Schon in der ersten Zeile des Romanfragments Der Fall Franza wird klargestellt, worum es geht: um die seelische und körperliche Zugrunderichtung einer Frau durch ihren Ehemann.
Es ist ein Buch darüber „wie Menschen kategorisiert und etikettiert werden“. Ein Buch über ein Verbrechen - und Ingeborg Bachmann nennt es beim Namen. „Doch die Verbrechen, die uns damals und heute am tiefsten berühren, sind die, bei denen kein Blut fließt. Sie finden innerhalb des Erlaubten und der Sitten statt. Ich versuche zu beweisen, dass viele Menschen heute nicht sterben, sondern ermordet werden.“
Der Fall Franza ist eine Reise „durch eine Krankheit“, auf der das Verbrechen hinterfragt wird, aufgeklärt und verstanden werden soll. Es geht um Ausgrenzung und Unterwerfung in der Beziehung zwischen Mann und Frau, aber auch in der neokolonialen Beziehung von westlicher und ägyptischer Kultur und in der geschichtlichen Katastrophe des Nationalsozialismus. Gekonnt verknüpft Ingeborg Bachmann gesellschaftspolitische Fragen mit Weltpolitik und verbindet die großen mit den kleinen Geschichten. Damit löst sie die Parole, das Private sei politisch, als eine der Ersten literarisch ein.
Kartenpreis: € 27,-
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Kommentare
WohinTippHQ 31 mins ago