Eröffnung: Donnerstag, 11. Mai, 19 Uhr
Begrüßung:
Günter Schönberger, Bildrecht
Zur Ausstellung:
Heike Eipeldauer, Kunstforum Wien
Themengespräch: Mittwoch, 31. Mai, 19 Uhr
Ferdinand Schmatz, Universität für Angewandte Kunst, Wien
In ihren Arbeiten, die an der Schnittstelle von Grafik, Fotografie, Skulptur und architektonischem Modell angesiedelt sind, formuliert Judith Saupper einen beeindruckenden medienübergreifenden Denkansatz. Mit großer Sensibilität und einer Fülle an narrativen Details thematisiert sie im Projekt Portrait einer Landschaft den aktuellen Umgang mit Katastrophen und unsere Erinnerungen daran. Den Begriff Landschaft verwendet die Künstlerin dabei als Synonym für Heimat – einen Landstrich der Schutz und Geborgenheit bedeutet, der erlebte Vergangenheit und erträumte Zukunft zu einem ganzen Leben zusammenfasst. Sauppers dystopische Szenarien sind sensible Beobachtungen gesellschaftlicher Tendenzen und Grundängste: wie der Furcht vor Fremden, vor Isolation, der Angst vor dem Unvorhersehbaren, oder vor Kontrollverlust.
Durch dieses Minenfeld an kleinen bis enorm großen Katastrophen navigiert die Künstlerin in großformatigen Tuschezeichnungen, die einen diffusen visuellen Anhaltspunkt zur Verortung der portraitierten Landschaft geben. Tatsachenberichte, Kindheitserinnerungen und Schilderungen zum Thema Heimat liegen als Soundteppich über dem Bildraum 07, Knochenfunde und Steine mit festgehaltenen Schatten lassen die Zeit stillstehen, während Luftbildaufnahmen eine kontaminierte Zone zeigen. Dabei hat Judith Saupper durch ein wiederholt verwendetes Raster einzelne Objekte und Vorkommnisse vermessen und deutet so auf eine aktive Gestaltung und Beeinflussung der Zwischenfälle hin: Vom Mensch gemacht, von langer Hand geplant. Vergleicht man aber die verschiedenen Daten, beschleicht das Gefühl, dass jegliche Kontrolle entglitten ist. Das Raster wird durch seine Abstraktion zu einem System der Vereinfachung und dient nur noch der eigenen Beruhigung.
Hinzu gesellt sich eine weitere Irritation, denn alle vermeintlichen Beweisstücke über einen Zwischenfall sind Fakes – in der gesamten Ausstellung sind keine Originale zu sehen. In Gestaltlose 1&2 hat Judith Saupper Knochen aus Fettstein geschnitzt, ihre Luftbildaufnahmen Die Landschaft wechselt drei mal sind Macroaufnahmen von Modellen, in unterschiedliche europäische Hintergründe wurden die Denkmäler aus Monsterhypotypose #1-9 eingefügt und die Innenraumfotos Heime der Zukunft sind Aufnahmen von Raummodellen im Maßstab 1:75. Die Künstlerin eröffnet hier die Frage, ob in der medialen Bilderflut noch zwischen alltäglichen Unsicherheiten und realen Bedrohungen unterschieden wird, oder es eigentlich erst unsere Ängste sind, die Katastrophen heraufbeschwören.
Judith Sauppers Soundaufnahme ergänzt prophezeiend: „Den Weltuntergang erlebt jeder Mensch für sich allein. Möglicherweise gab es einen Zwischenfall. Man muss die Zeichen deuten können.“
Ausstellungsdauer: 12. Mai – 15. Juni 2017
Bildraum 07 | Burggasse 7-9, Wien 7
Öffnungszeiten: Di-Fr: 13-18 Uhr
Fotocredits:
JUDITH SAUPPER, "Die Landschaft wechselt drei mal 1803/04/VIIdFg, Verdacht auf Lagerung von humanbiologischen Überresten", C-Foto mit Zusatztext hinter Glas, 40 x 30cm, 2016 (Detail)| © Bildrecht, Wien 2017;
JUDITH SAUPPER, "Monsterhypotypose #06", S/W Foto, 21 x 29,5 cm, 2016 (Detail)| © Bildrecht, Wien 2017.
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Kommentare
WohinTippHQ 29 mins ago