Die aus Russland stammende Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries (1874-1956) entschied sich für ein selbstbestimmtes freies Leben als Künstlerin, für eine Frau um 1900 eine kühne Entscheidung. Trotz der schlechten Rahmenbedingungen gelang ihr eine eindrucksvolle Karriere, die nicht nur ihrem Können, sondern auch ihrer unerschrockenen Selbstinszenierung als Künstlerin, ihren erstklassigen gesellschaftlichen Kontakten und ihrem Vermarktungstalent – sie schrieb selbstbewusst ihre eigene Biographie – zu verdanken war. Mit Skandalwerken wie „Die Hexe“ erregte sie 1896 die Gemüter, für ihre Skulptur des „Luzifer“ erhielt sie bereits 1897 mit der Erzherzog-Karl-Ludwig-Medaille eine hohe Auszeichnung.
Sie schaffte es als erste Frau, sich einen unübersehbaren Platz im prestigeträchtigen und zu dieser Zeit ausschließlich von Männern dominierten Feld der Bildhauerei zu erobern. Sie war präsent, regelmäßig im Künstlerhaus, auf Einladung der Klimtgruppe wiederholt in der Secession und seit 1901 als eine der Acht Künstlerinnen im Salon Pisko. Teresa Feodorowna Ries polarisierte: Roda Roda karikierte sie in seinem Stück „Der Feldherrnhügel“, Karl Kraus schrieb bissig in der „Fackel“ über sie und Stefan Zweig zollte ihr bereits 1902 als außergewöhnlicher Künstlerin Anerkennung: „Sie kann für die Plastik vielleicht noch das Gleiche werden, was Charles Baudelaire für die Literatur bedeutet.“
Sabine Fellner hat Kunstgeschichte und Geschichte studiert und ist als freie Kuratorin und Autorin tätig. Sie hat zahlreiche Publikationen zum Thema österreichische Kulturgeschichte und Alltagskultur und zur österreichischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts veröffentlicht und Ausstellungen u.a. im LENTOS Kunstmuseum in Linz, Forum Frohner in Krems, im Leopold Museum in Wien und Belvedere in Wien kuratiert.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung "Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938".
Einlass 18:15 Uhr
Eintritt frei
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WohinTippHQ 2 hours ago