Syrien. Zunächst weiß Sabine damit gar nichts anzufangen. Warum sollte ihr Sohn Philipp nach Syrien reisen? Als Urlaubsziel eignet es sich wohl nicht gerade und schließlich muss Philipp doch auch für die Abschlussprüfung in der Schule lernen! Aber Philipp war schon lange nicht in der Schule und für seine Prüfung interessiert er sich auch recht wenig — wie Sabine jetzt erfährt — dafür mehr für den Koran. Und für Arabisch und Türkisch. Und für den Islam. Philipp ist — so sagt es ihr der Polizist, der sie in ihrer Wohnung aufsucht — ohne Zweifel ausgereist, um zu kämpfen, um zu siegen im Heiligen Krieg. Sabine ist verunsichert: Was weiß sie eigentlich von ihrem Sohn? Ist er ihr vor lauter Arbeitsstress, der Sorge um ihre Mutter und dem Streit mit der neuen Nachbarin etwa aus dem Blickfeld geraten?
Fieberhaft beginnt sie nach ihrem Sohn zu suchen und stößt bald schon auf eindeutige Hinweise. Alles passt ins Bild. Und sind nicht auch die Medien voll von Geschichten von jungen Männern mitten aus der Gesellschaft, die beschließen, ihrem westlichen Leben ein Ende zu bereiten, um fern ihrer alten Heimat in den Heiligen Krieg zu ziehen? Alleine kann sie nichts ausrichten, das wird Sabine schnell bewusst und ihr fällt nur eine Person ein, die ihr bei der Suche nach Philipp helfen könnte: ihre neue Nachbarin. Die kommt doch aus Syrien. Oder dem Irak. Oder Iran. Oder Afghanistan. Daher jedenfalls. Magda sagt bereitwillig zu, Sabine zu helfen – für einen angemessenen Stundenlohn, versteht sich. Und so brechen die zwei ungleichen Frauen auf…Der junge Syrer Ibrahim Amir ist gegenwärtig einer der authentischsten Theaterautoren auf den deutschsprachigen Bühnen. Seine Stücke zeichnen sich dadurch aus, dass er mit ernsten und heiklen Themen witzig, aber kritisch umgeht. Er nutzt gerne die Klischees und Vorurteile, die er in der Gesellschaft vorfindet. Er instrumentalisiert sie nicht, aber er arbeitet mit ihnen.Mit seiner „Ehrenmordkomödie“ „Habe die Ehre“ gab er Anfang 2013 in Wien ein fulminantes Debüt als Dramatiker. Die Komödie wurde in Wien und Köln zu einem großen Publikumserfolg. Sein im November 2015 in Köln uraufgeführtes Auftragswerk „Stirb, bevor du stirbst“ und das Thema Dschihadismus gehen eher auf die seinerzeitige Stimmung in Wien zurück: Die Angst, die Einbildungen und Fantasien, gerade auch bei den Jugendlichen, die nach Syrien fahren. Vieles davon ist richtig, einiges aber, so Amir, entstehe nur aus der Angst vor dem Radikalismus.
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WohinTippHQ 2 hours ago