Dokumentarfilm "Zeichnen gegen das Vergessen", 2015 | 67 min | Regie: Bärbel Jacks
Im Anschluss: Stephan Matyus, Leiter des Gedenkbüros der KZ-Gedenkstätte Mauthausen im Gespräch mit Manfred Bockelmann.
Seit acht Jahren widmet sich Manfred Bockelmann in der über hundertvierzig Portraits umfassenden Werkgruppe "Zeichnen gegen das Vergessen" den jüngsten Opfern des NS-Regimes. Die von ihm porträtierten Kinder und Jugendlichen wurden zwischen 1941-45 am Wiener Spiegelgrund und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Hartheim und Theresienstadt sowie anderen Orten systematisch ermordet. Manfred Bockelmann hat es sich zur Lebensaufgabe gesetzt dieser Vielzahl an Namen oder Nummern wieder Gesichter, eine Persönlichkeit zu geben, sie aus dem Strom des Vergessens und aus der Anonymität der Statistik herauszuziehen.
Mit Kohlestift auf grober Juteleinwand zeichnet Manfred Bockelmann in horizontalen Linien ein Abbild nach dem anderen. Dabei stützt er sich auf erkennungsdienstliche Fotos der Gestapo, SS und der Ärztedienste der jeweiligen Konzentrationslager und NS-Einrichtungen. Der Künstler zeigt keine Märtyrer, keine Leichenberge und keine von Krankheit, Folter und Erschöpfung geschundenen Personen. Er zeigt Individuen, denen das Martyrium noch bevorsteht. Bockelmanns Kinder treten mit gestriegeltem Haar in ihren besten Kleidern zur behördlich beantragten Registration an, oder versammeln sich bereits inhaftiert und kahlgeschoren vor dem Lagerfotografen. Diese Unsicherheit zwischen Leben und Tod gehört untrennbar zur Generation von Manfred Bockelmann: 1943 in Klagenfurt geboren beeinflusste die NS-Vergangenheit Österreichs seine Haltung zu seiner Arbeit als Künstler maßgeblich. Wie andere Jugendliche befragte auch Bockelmann seine Eltern zu deren Rolle und Verhalten im Dritten Reich. Und wie so viele andere, erhielt er nur unbefriedigende Antworten. Doch hat der Künstler das Fragen niemals aufgegeben.
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WohinTippHQ 2 hours ago