LUI HILL hat in vielerlei Hinsicht einen weiten Weg hinter sich. Zumindest teilweise kann er seinem Vater dafür danken, nur nicht in dem Sinne, in welchem die meisten anderen Künstler ihren Eltern dankbar sind: HILLs Vater hat ihm keine Platten vorgespielt, keine Riffs auf der Gitarre beigebracht und ihn auch nicht zu Konzerten mitgenommen. Stattdessen hat er seinem Sohn den Proberaum gezimmert, den er bereits von klein auf, jeden Tag, Stunde um Stunde nutzte, um Musik zu erschaffen. Der Hauptgrund für HILLs Dankbarkeit gegenüber seinem Vater ist jedoch die gemeinsame Zeit, welche die beiden in HILLs Jungend damit verbrachten, von der Kleinstadt in die Welt hinaus zu reisen.“Er zeigte mir, wie wichtig Reisen ist”, führt HILL aus. “Es zeigt einem wie wunderschön und unheimlich vielfältig dieser Planet, dessen Bewohner und die verschiedenen Kulturen sind. Es hilft immer offen und neuem gegenüber aufgeschlossen zu bleiben, und dabei wird einem sehr bewusst, was wir tatsächlich haben und was uns fehlt.“ Eine solche Sichtweise überrascht kaum, wenn man sich HILLs Debüt anhört: Motive von Bewegung und Distanz ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Selbst der Titel 5000 MILES unterstreicht dieses Thema. Tatsächlich ist die Reise das Herz seiner Musik.HILL nimmt den Hörer mit auf seine Reise. 5000 MILES glänzt mit einer fein strukturierten, makellos konzipierten elektronischen Seele, die von absoluter Hingabe und Tiefe sowie vom Streben nach Perfektion zeugt. Das Spektrum der Einflüsse, aus welchem HILL schöpft, ist breit: Von Stevie Wonder zu Frank Ocean, von Steve Reich zu Sohn, von George Clinton bis Childish Gambino – HILLs musikalische Diversität schimmert mal unbewusst offen, mal geschickt verkapselt durch. 5000 MILES sticht durch eine solche Aufrichtigkeit hervor, dass der Begriff des Produzenten als gänzlich unangebracht erscheint, zeugt das Wort doch von einem mechanischen, technischen Charakter. Dabei präsentiert sich HILLs gleichzeitig rauchige und geschmeidige Stimme mit einer einzigartigen Stärke in den Höhen, mit Hilfe derer in Schmerz und Lust, in Leid und Erlösung brechen. Erlebte Emotionen die HILL in der Vergangenheit geprägt haben und die er gelernt hat zuzulassen.HILLs musikalische Reise begann in jungen Jahren, ermutigt durch seine Mutter die Violine, Piano und Akkordeon spielte und sich niemals davor scheute ihren Enthusiasmus zu teilen, egal ob für Beatles oder Bach. Mit zwölf Jahren war er Frontmann einer Punkband und sein acht Jahre älterer Bruder half HILLs musikalischen Horizont zu erweitern indem er seine Funk-, Jazz- und Bluesplatten im Zimmer nebenan spielte. Sein Bruder ist auch verantwortlich für HILLs musikalischen Erleuchtungsmoment: er nahm ihn zum Konzert des wahren ‘Gangster Of Love’, Johnny ‘Guitar’ Watson mit und als wäre dies allein nicht erhellend genug, wurde der 14-jährige HILL spontan von seinem Helden gebeten mit ihm zu singen. Doch seine musikalische Entwicklung war hiermit noch lange nicht abgeschlossen. Wenige Jahre später griff HILL das erste Mal zu den Drumsticks. Ein entscheidender Moment, stand die Musik zu diesem Zeitpunkt noch in Konkurrenz mit HILLs Leidenschaft für die Malerei und Skateboardfahren – noch heute seine bevorzugte Fortbewegungsmethode, wenn er neue Städte erkundet. Doch die Begeisterung für die Drums ging so tief, dass er heute noch oft während seiner Shows zu den Stücken greift (auch während er singt).Während er seine Fähigkeiten auch an anderen Instrumenten weiter ausbaute, begann HILL zu schreiben. Sieht man sich HILLs Hang zum Reisen an, ist es nicht verwunderlich, dass sein Debut während ebendieser konkrete Formen annahm. Nach einer Reihe unseliger Ereignisse, einer nagenden Verbitterung durch den Zusammenbruch seiner Beziehung, nicht erfüllenden Zusammenarbeit mit einer Plattenfirma, versetzte ihn schließlich der Tod seines Vaters – dem Herz seiner Familie, welchem er einen wichtigen Blickwinkel aufs Leben verdankt - in eine Schockstarre inklusive temporärem Hörsturz. Anlass genug für HILL seinen Kompass gen Südafrika zu richten.“Mein ursprünglicher Wunsch war es, meinen Schwierigkeiten mithilfe eines Flugtickets zu entgehen und mich in eine neue Umgebung zu stürzen” gesteht HILL. “Ich wollte mich all dem Gift meines Umfelds entziehen und einmal tief durchatmen.” HILL ist jedoch nicht hoffnungslos naiv und so ist der melancholische Tonus von 5000 MILES dem Fakt geschuldet, dass man sich seinen Problemen nicht einfach durch Flucht entwinden kann. “Probleme finden dich, egal an welch ungewöhnlichen Orten du dich versteckst.” fügt er hinzu. “Ich widerspreche jedoch der Behauptung, dass Reisende versuchen, sich vor ihrer selbst zu verstecken. Ich behaupte, dass es hilft, zu einem selbst zu finden. Schafft man Entfernung kommt man näher an den Kern der Dinge.”Mit dem Schicksal wieder auf seiner Seite, wendete sich das Blatt für HILL und Südafrika inspirierte ihn nicht nur zu 5000 MILES sondern ebnete auch gleich den Weg des Releases. In Cape Town traf HILL auf Tobias Herder von der Filter Music Group, der dort unterwegs war um einen anderen Act zu signen. Stattdessen kehrte Herder, welcher seinerzeit Milky Chance entdeckte, mit der Unterschrift von HILL nach Deutschland zurück. Jetzt steht die Debutsingle in den Startlöchern, begleitet von einem eindrucksvollen Video, dass die andere Seite von HILLs persönlichem Universum zeigt. Gedreht wurde in Los Angeles – “Ein Ort, der deine Träume zum Strahlen bringt”, sagt HILL, “aber auch ein Ort, der diese mit Leichtfertigkeit zerstört” – und die traumhaften Sequenzen erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Auch wenn ihr Charakter nicht weiter von der Umgebung entfernt sein könnten, in welcher die Songs entstanden und gereift sind, passt die Atmosphäre perfekt. “Ich liebe die Stimmung” sagt HILL. “Kein Tageslicht, kein Strand, keine Wüste…” Schlussendlich bleibt nur, HILLs Welt zu entdecken und ihm für 5000 MILES Gesellschaft zu leisten – wie er einst von seinem Vater, kann man nun viel von ihm lernen.
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WohinTippHQ 1 hour ago