Gäste im Salon: Milan Mijalkovic und Katharina Urbanek im Gespräch mit Anna Soucek
Internationalismus! Offene Stadt! Solidarische Architektur! Angesichts des sich verschärfenden Widerspruchs zwischen grenzüberschreitenden Herausforderungen und nationalistischer Rhetorik mögen solche Appelle wirken, als gehörten sie einer anderen, vergangenen Epoche an. Tatsächlich werfen sie Fragen auf, die sich heute drängender denn je stellen und die eigene Wandlungsfähigkeit in den Fokus rücken: Wie offen können unsere Städte sein? Wo treffen sich globale Entwicklungen und lokale Besonderheiten? Und wer hilft wem?
Mit der aktuell erschienenen Publikation PRE/FABRIC blicken wir zurück ins Jahr 1963. Die Welt steht unter dem Eindruck der Kubakrise und des Baus der Berliner Mauer, als sich in einer mittelgroßen Stadt am Balkan ein schweres Erdbeben ereignet. Skopje, damals die Hauptstadt der Teilrepublik Mazedonien im blockfreien Jugoslawien, wird über Nacht zum Sinnbild für internationale Solidarität. In einer beispiellosen Hilfsaktion koordiniert die UNO konkrete Angebote aus Ost und West für die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der Stadt. Binnen weniger Monate schicken Länder wie Mexiko, Polen, Finnland oder die USA tausende vorfabrizierte Einfamilienhäuser für die 150.000 Obdachlosen nach Skopje. Diese Häuser sind heute, nach über 50 Jahren des Bewohnens, der kontinuierlichen Erweiterung und Transformation, vollkommen in das Gewebe der Stadt integriert.
PRE/FABRIC geht auf Spurensuche in diesem kaum aufgearbeiteten Stück Weltgeschichte, der Geschichte der 'wachsenden Häuser von Skopje' und ihres alltäglichen Gebrauchs.
Milan Mijalkovic hat Architektur in Wien und Skopje studiert und arbeitet in beiden Städten als Architekt und Künstler. In seiner Arbeit lokalisiert er brennende oder latente Konflikte und erkundet deren Potential um neue Perspektiven zu eröffnen. Er arbeitet ohne Einschränkung auf ein bestimmtes Medium – sei es in Form einer Betonskulptur, einer ortsbezogenen Fotografie, einer Fassadengestaltung oder einer Live-Performance.
Katharina Urbanek hat Architektur in Wien und Stockholm studiert, ist seit 2008 selbständige Architektin und Lehrende, seit 2015 Assistentin an der Abteilung für Gebäudelehre der TU Wien. Ihre Arbeit fokussiert auf die Untersuchung und Entwicklung von Stadt- und Wohnräumen, die bestehende Potentiale interpretieren und differenzierte Möglichkeiten der alltäglichen Benutzung bieten.
Anna Soucek hat Kunstgeschichte studiert, Ausstellungen kuratiert und das "forum experimentelle architektur" mitbegründet. Seit 2004 bei Ö1. Moderation und Gestaltung von Beiträgen für "Leporello", "Kulturjournal", "Ö1 Kunstsonntag", "Kunstradio" u. a., derzeit Koordination der Architektur-Serie "Hundert Häuser" auf Ö1.
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Kommentare
WohinTippHQ 56 mins ago