"Der Zeitkämpfer Karl Kraus – polemische und satirische Praktiken in der Ersten Republik"
»Was ›Polemik‹ ist und was sie soll, weiß ein Autor, der an sich größere Anforderungen stellt als seine Anhänger, besser als man es in Deutschland je gewußt hat, wo literarhistorische Lüge polemische Muster aufzählt, daß sich Gott der Überwinder erbarme, wie Heines gegen Platen und Nietzsches gegen Strauß.« – Karl Kraus’ Konzeption von Polemik war vielfältig und durchaus widersprüchlich. Massenmedien wurden ihm zum polemischen Objekt – mit akribischer Aufmerksamkeit auf Sprache und Schrift nahm er sich vorerst den »weiten Phrasensumpf« der Presse vor und beharrte speziell im Ersten Weltkrieg auf dem Zusammenhang von Schrift und Aktion. Zur konsequenten Überschreitung der medialen Grenzen des Genres kam es schließlich in der Zwischenkriegszeit – als Redner, durch öffentliche politische Interventionen in Form von Plakaten und vor allem durch die Austragung seiner Polemiken vor Gericht.
Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik an der Universität Salzburg statt. Die (Lehr-)Veranstaltung zielt auf eine (weniger repräsentativ als vielmehr exemplarisch verfahrende) Rekonstruktion zentraler Stationen einer Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik in der Neuzeit. Vorgestellt und analysiert werden prominente (oder in anderer Weise signifikante) Polemiken, die von hoher literatur-, kunst-, kultur- und sozialhistorischer Relevanz sind. Die einzelnen Vorträge behandeln neben einem literaturhistorischen Kernbestand aus dem deutschsprachigen Raum ausgewählte Beispiele aus den europäischen Nachbarliteraturen, auch intertextuelle bzw. intermediale Konstellationen werden dabei in den Blick genommen.
Vortragende: Katharina Prager (Wien)
Konzeption, LV-Leitung: Norbert Christian Wolf (FB Germanistik)
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Kommentare
WohinTippHQ 34 mins ago