Kathrin Röggla zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen der Gegenwartsliteratur. Die in Salzburg geborene und seit den 1990er-Jahren in Berlin lebende Autorin bewegt sich in ihrer literarischen Erforschung der Gegenwart zwischen Prosa, Essay, Theater und Hörspiel. Ihr ästhetisches Programm der „Gespensterbannung“, das sie mit Witz und Komik in den verschiedenen Medien durchspielt, reflektiert die globale Ökonomisierung unserer Lebensverhältnisse und gibt zahlreiche Impulse für die Reflexion des in Bewegung geratenen Verhältnisses von Literatur und Realität, das gegenwärtig großes künstlerisches und theoretisches Interesse erfährt. Doch welche Möglichkeiten hat die Literatur im „postfaktischen“ Zeitalter, wenn sie nicht in die Fallen eines Realismus zwischen „wirklichkeitshunger“ und „gerüchteküche“ geraten will? Welche Rolle spielt insbesondere das Theater in den sich radikal verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen? Inwiefern sind traditionelle Konzeptionen wie Fiktionalität und Modelle literarischer Autorschaft oder Genrebegriffe wie z.B. „Dokumentartheater“ heute überhaupt noch brauchbar für eine Beschreibung einer wirklichkeitsbezogenen literarischen Praxis?
Die Internationale Tagung an der Universität Salzburg will die (zum Teil polemisch gesteigerte) Virulenz dieser und daran anschließender Fragen zum Anlass nehmen, Rögglas Werke und Paratexte im zeitgenössischen literarischen Feld zu verorten. Dazu gehören nicht nur Analysen ihrer literarischen Poetik und die Frage nach ihrer Positionierung, sondern auch die grundsätzlichere Frage nach Rögglas Literatur- (respektive Theater-, Prosa-, Hörspiel-, Essay-)Verständnis und nach der Relationierung von Literatur und Realität: Was bedingt ihr literarisches Interesse an Dokumentation und Recherche? Was soll und kann Literatur heute leisten und welche gesellschaftliche oder gar politische Rolle ist ihr zuzusprechen? Welche Modelle von Autorschaft für das Theater heute werden von Röggla kritisch analysiert, welches Modell verfolgt sie als Autorin? Welche wissenschaftlichen und künstlerischen Konzepte macht sie für ihr Schreiben produktiv?
Eine Besonderheit der Tagung wird darin bestehen, diese Fragen nicht nur auf einer wissenschaftlichen Ebene zu verhandeln, sondern in Kooperation mit dem Thomas-Bernhard-Institut der Universität Mozarteum (Univ. Prof. Christoph Lepschy) auch Positionen aktueller Kunstproduktion miteinzubeziehen. Es soll eine Podiumsdiskussion, eine Lesung von und ein Workshop mit Kathrin Röggla („Dokumentarisches Arbeiten“) und eine Produktion eines Röggla-Theaterstücks von Studierenden stattfinden.
Organisation, Konzeption: Uta Degner und Christa Gürtler (FB Germanistik), Christoph Lepschy (Mozarteum)
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WohinTippHQ 2 hours ago