Elfriede Jelineks Ruf als „Nestbeschmutzerin“ prägt die Rezeption ihres vielschichtigen Werks; der Fokus auf politische Implikationen verstellt eine Dimension, die der Vortrag in den Mittelpunkt stellen will: die poetologische Produktivität der Jelinek’schen 'Kunst'polemik als Polemik gegen dominante Kunstverständnisse der Gegenwart. Das darin inhärente innovative Potential wird erst im relationalen Vergleich mit konkurrierenden Poetiken sichtbar, wie am Beispiel der „Posse mit Gesang“ 'Burgtheater' (UA 1985) gezeigt werden soll, die sich als polemische Antwort auf Thomas Bernhards Schauspielerstücke verstehen lässt.
Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik an der Universität Salzburg statt. Die (Lehr-)Veranstaltung zielt auf eine (weniger repräsentativ als vielmehr exemplarisch verfahrende) Rekonstruktion zentraler Stationen einer Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik in der Neuzeit. Vorgestellt und analysiert werden prominente (oder in anderer Weise signifikante) Polemiken, die von hoher literatur-, kunst-, kultur- und sozialhistorischer Relevanz sind. Die einzelnen Vorträge behandeln neben einem literaturhistorischen Kernbestand aus dem deutschsprachigen Raum ausgewählte Beispiele aus den europäischen Nachbarliteraturen, auch intertextuelle bzw. intermediale Konstellationen werden dabei in den Blick genommen.
Vortragende: Uta Degner (FB Germanistik, Universität Salzburg)
Konzeption, LV-Leitung: Norbert Christian Wolf (FB Germanistik)
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WohinTippHQ 45 mins ago