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Ursprüngliche Kunst
Kriegsopfer, Dorforiginal, Maler, Prophet: Der "naive" Otmar Burtscher (1894-1966) in ein neues Licht gerückt im Museum Großes Walsertal - Sonder-Ausstellung geöffnet ab 7. Juni
Manche Künstler und Kunstverständige haben Otmar Burtschers eigensinnige Malerei schon zu seinen Lebzeiten geachtet und gesammelt und tun es noch. In Altach, wo er am Ortsrand als armer unfreiwilliger Zölibatär gelebt hat, war er das Dorforiginal, neugierig beäugt, auch verspottet von der Jugend, bemitleidet und heimlich bewundert wie einer von einem anderen Stern. Burtscher, Sohn eines Walsers aus Sonntag, 1966 einsam verstorben, kommt in der Sonderausstellung 2020/21 im Museum Großes Walsertal in Sonntag in seiner Bedeutung und Unabhängigkeit neu zur Geltung.
Die Leuchtkraft seiner Farben, die Bestimmtheit der Formen, die Originalität der Darstellung bei seinerzeit konventionellen Themen kommt aus dem „unbändigen Wunsch nach dem Schönen“. So hat es der Pädagoge Franz Bertel bei der ersten Gedächtnis-Ausstellung hierzulande 1971 formuliert. Vor allem die Stillleben des Altachers sind alles andere als still mit ihren kruden Gefäßen und Accessoires. Sie ignorieren die gewohnten Vorschriften von Perspektive, Aufbau und Technik; jedes dieser Blumenbilder ist ein Drama. Daneben umfasst die Ausstellung - dank Leihgaben aus Altach, von Künstlerfreunden und aus dem vorarlberg museum - Heiligenbilder wie die für Burtscher selbst zentrale „Caecilia“, einer (vergeblich) verehrten Altacher Stickerin gewidmet, Bilder von bekannten Landschaften nach Postkarten und Kopien von berühmten Gemälden, z.B. einem von Angelika Kauffmann. Wie einige andere Werke ist das besondere Hinterglasbild im Pfarrzentrum Altach (Kreuzigung und Auferstehung) aus konservatorischen Gründen in Reproduktion zu sehen.
Willibald Feinig hat die Burtscher-Ausstellung wie schon zwei andere kuratiert. Sie macht bewusst, dass der sehr musikalische Altacher 1917 im Schützengraben eine schwere Kopfverletzung erlitt: Sein Sonderweg ist eine Kriegsfolge. Der Maler und „lebenspraktische Architekt“, im Brotberuf Nachseher, hat auch eine Art Tagebuch geführt, in dem er sich auf seine Art geradezu prophetische Gedanken über unsere Zivilisation macht und von einer anderen, „ökonomischen“, häuslichen Kunst träumt. Daraus stammt der Titel der Ausstellung „Kein Stern stört den Andern“. Zahlreiche Burtscher-Zitate sind Teil der Ausstellung, die ab 7. Juni geöffnet ist. Die eigentliche Eröffnungsfeier findet am Freitag, 7. August 2020, 18 Uhr im Museum Großes Walsertal statt. Dabei wird Trompetenmusik von Herbert Walser zu hören sein (Burtscher war selbst Trompeter), es spricht Ingrid Bertel, die unter einem Burtscher-Bild aufgewachsen ist.
Parallel zur Ausstellung erscheint Ende Juni das erste (!) Buch über Otmar Burtscher unter demselben Titel, herausgegeben von Willibald Feinig, mit weiteren Beiträgen von Kathrin Dünser, Elfriede Plangg und Burtscher selbst. Dieser bibliophile Band wird im Mittelpunkt der Burtscher-Matinée am 9. August 2020 um 11 Uhr im vorarlberg museum Bregenz stehen, einer Veranstaltung mit Tobias Fend, Nikolaus Feinig, Simon Vith u.a.
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Kommentare
WohinTippHQ 17 mins ago