Am Vorabend von Weihnachten 1917 trifft eine Kugel den Gefreiten, Musiker und Sticker Otmar Burtscher. Der 23-jährige Altacher überlebt den Kopfschuss im Schützengraben oberhalb der venetianischen Tiefebene, aber sein Leben ist von da an das eines Außenseiters, eines Behinderten, dem man es nicht gleich ansieht.
Während des folgenden Zweiten Weltkriegs war der Maler Kassier des Kartoffelkäfersammelvereins und des Kameradschaftsbunds. Auch „in der Heimat“ freilich hat ihn der Krieg wieder eingeholt. Anfang Mai 1945 wollten sich Reste der Wehrmacht in Hitlers und Hofers „Alpenfestung“ verschanzen und SS bezogen Stellung am Kobel: Altach lag an der Front. Wie oft in vergangenen Zeiten sollte es zum Kampf kommen an der engsten Stelle des Rheintals; Frauen und Kinder flohen über die Meininger Brücke in die Schweiz. Georg Schelling, damals KZ-Häftling in Dachau, zwei Monate später Kaplan in Altach, beschreibt das Kriegsende eindringlich in „Festung Vorarlberg“: Die ganze Nacht vom 2. auf 3. Mai stand Götzis unter Beschuss, der viele Häuser zerstörte, auch die Kirchenfenster; auf dem Rückzug wurden am Morgen alle Brücken über die Frutz gesprengt.
Während die Geschoße ununterbrochen über Altach hinweggingen und der Nachthimmel hinter dem Inselberg immer röter wurde, könnte Otmar Burtscher, dem derlei nur allzu bekannt war, etwas wie ein Gelübde getan haben. Denn in den Nachkriegsjahren, in denen er sich ganz der Malerei als Teil einer gesunden, friedlichen, „ökonomischen“ Lebensweise widmete, hat er die sogenannte Franzosenkapelle an die Außenwand seiner Keusche am Ortsrand gemalt, das Bild des Mahnmals am Schlachtfeld von 1796 zwischen Götzis und Altach.
Die kleine Feier im Rahmen der Burtscher-Sonderausstellung des Museums Großes Walsertal am oftmaligen Kriegsschauplatz findet wegen der Pandemie zweimal statt, zur Erinnerung an die Wirklichkeit des Krieges, und zur Besinnung auf den auch in Europa gefährdeten Frieden. Das Lebenswerks des Kriegsopfers Otmar Burtscher verpflichtet dazu, der in seinen Notizen einmal festhält: „Die Zeit lehrt nichts, was man selber nicht will.“ Mitveranstalter sind die Pfarrgemeinden von Altach und Götzis. Anschließend berichten einige Zeitzeugen im Pfarrzentrum Altach unter Burtschers „Kreuzigung und Auferstehung“ von ihren Erfahrungen mit dem Maler.
Kein Stern stört den Andern - Der Maler Otmar Burtscher (1894 – 1966)
Exkursion nach Altach am 13. Mai 2021 (Fest Christi Himmelfahrt)
im Rahmen der Burtscher-Sonderausstellung des Museums Großes Walsertal, Sonntag
15 Uhr Treffpunkt der Teilnehmer*innen aus dem Großen Walsertal: St. Gerold, Parkplatz vis-à-vis von der Volksschule; wegen Mitfahrgelegenheiten bitte anrufen 0664 9124868 / Theresia Bickel)
16 Uhr (und 16 Uhr 30) „Franzosenkapelle“ (von Burtscher gemalt) am Kobel zwischen Götzis und Altach-Bauern (früheres Schlachtfeld): Gedenken mit Musik
17 Uhr 30 Altach, Pfarrzentrum: Zeitzeugen kommen zu Wort
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Kommentare
WohinTippHQ 42 mins ago