10.09.2022, 18 Uhr
Finissage und Katalogpräsentation zur Ausstellung von Luka Jana Berchtold – "Dicke Haut"
Zum Abschluss der Ausstellung gibt es die Vorstellung des begleitenden Katalogs und ein Gespräch mit Künstlerin Luka Jana Berchtold und
Autor:innen sowie Snacks und Getränke.
In ihrer Einzelausstellung im DOCK 20 behandelt Berchtold die schützende und doch durchlässige Membran zur Welt als eine Metapher verschiedener Seins-Zustände. Sie findet Anwendung als harte, schützende Hülle, durch die sich klare Grenzen zwischen Innen und Außen, Eigen und Fremd bestimmen lassen. Zugleich wird die Haut zum Medium, trägt einem Gedächtnis gleich die Spuren ihrer Bearbeitung in sich und macht dadurch die Zeitlichkeit des Erlebens taktil und visuell erfahrbar. Durch die Verwendung und Verarbeitung von handelsüblichen Haushalts- und Einrichtungsmaterialien entsteht ein Moment der Anschlussfähigkeit an das eigene Leben und seine alltäglichen Erfahrungen. Die Betrachter:innen können sich durch die Begehung des Raumes in ein eigenes Verhältnis zu den Installationen setzen. Variierende Dimensionen und Proportionen ermöglichen es, sich die Arbeiten nicht nur durch das bloße Schauen, sondern den gesamten Körper zu erschließen. Eben jenes Körper-Sehen nutzt Berchtold bewusst, um den Besucher:innen ihre persönliche Wahrnehmung widerzuspiegeln. Im Zentrum steht neben der visuellen Erfahrung das taktile Moment der unterschiedlichen Materialien und ihre stofflichen Eigenschaften.
„Dicke Haut“ ist somit einerseits eine Auseinandersetzung mit dem individuellen Gefühlsleben sowohl der Künstlerin als auch der Besucher:innen. Die Haut dient als ambivalentes Symbol der Konservierung und der Veränderbarkeit - als unumstößliche Zeugin des Alterns bei Mensch und Material und zugleich als Potenzial der Erneuerung im Zuge einer vollständigen Häutung - symbolisch oder ganz real. Bekannte Gegenstände des täglichen Gebrauchs nutzt Berchtold, um sie in ihrer Ausstellung in entfremdeter Form zu präsentieren und somit der Sphäre ihrer Funktionalität zu entziehen. Was bleibt, sind künstlerisch gestaltete Artefakte, die darauf verweisen, wie selten das Banale und Traditionelle in seiner uns geläufigen, profanen Form kritisch betrachtet wird. Mit Symbolen des Häuslichen, Privaten und oft als weiblich gelesenen, die in der Ausstellung in Form von Küchentextilien und Seidenstoffen gemeinsam mit kunsthandwerklich gefertigten, schmiedeeisernen Zauns- und Fenstergitter platziert werden, stellt die Künstlerin die vereinfachenden Dualismen zwischen Privat und Öffentlich, männlich und weiblich, schützend und gebend in ihrer Ambivalenz zur Disposition.
Andererseits greift sie in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung auch spezifisch regionale Motive und Materialien ihrer Kindheit in Vorarlberg auf. Aufgewachsen in den Neunzigerjahren in Schwarzenberg im Bregenzerwald finden daher auch die typischen, dunklen Holzschindeln der bäuerlichen Wälderhäuser ihren Platz in den Räumen des DOCK 20. Das Leben und Erwachsenwerden im ländlichen Raum mit seiner familiären und gemeinschaftlichen Nähe aber auch die daraus entstehende Schwierigkeit der individuellen Abgrenzung und das Gefühl der Beklommenheit bilden eine weitere inhaltliche Ebene der Schau.
Zur Ausstellung erscheint begleitend ein Katalog mit Texten von Siggi Hofer, Sophie Lingg und Anne Zühlke.
Luka Jana Berchtold (*1990, Schwarzenberg/Vorarlberg) studierte von 2009 bis 2017 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien, sowie Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Ausstellungen (u.a.): CHAMBRE D’AMI·XES (Wien), Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis (Bregenz), DWDS (Bregenz), VIENNA ART WEEK (virtual showroom), Art Bodensee (Dornbirn), LLLLLLl (Wien), Angelika Kauffmann Museum (Schwarzenberg), SOHO Ottakring (Wien), fwp 13/kunstakt (Wien), curated by (Wien)
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Kommentare
WohinTippHQ 26 mins ago