Ihrer Zeit voraus
Franz Michael Felder, seine Nanni und Kaspar Moosbrugger
Ein Film über jene, die noch während der Monarchie versuchten, die ersten Sozialreformen und Demokratisierungsprozesse einzuleiten.
Österreich, 2020
Genre: Spieldokumentation in Bregenzerwälder Mundart mit deutschen Untertiteln
Dauer: 80 Minuten
Buch/Regie: Tone Bechter
Kamera/Schnitt: Peter Heim
Darsteller: Stefan Pohl, Doris Metzler und Alfons Rüscher in den Hauptrollen
mit eingeblendeten Fachkommentaren von Dr. Ulrike Längle und Dr. Walter Methlagl, Innsbruck
Inhaltsangabe
Aus der vermeintlichen Enge eines Vorarlberger Bergtales zeigt der erfolgreiche und berüh-rende Film die sozial und politisch verhärteten Strukturen einer privilegierten Monarchie im 19. Jahrhundert.
Weit von Wien entfernt, in einem Bergbauerndorf im Bregenzerwald, versuchen zwei mutige Vordenker, die Menschen aufzurütteln. Franz Michael Felder und sein Schwager Kaspar Moos¬brugger begehren mit klarer Stimme gegen ein ungerechtes System auf. Eingebettet in einen bäuerlichen, konservativ-katholisch geprägten Alltag, sprechen sie offen über Kinderarbeit, Versklavung, den 14-Stunden-Arbeitstag, die Kluft zwischen Reich und Arm und gar über das Frauen¬wahlrecht. Menschlichkeit ist ihr tiefes Bekenntnis, dabei werden sie von Freunden wie Feinden für verrückt erklärt. Erfolglos versuchen sie eine Partei der Gleichberechtigung zu gründen, die das Wahlrecht für alle – nicht nur der reichen – Männer zum Ziel hatte. Ja sogar das Frauenwahlrecht stand zur Debatte. Sie grün¬den eine Käse-Verkaufs-Genossenschaft, damit der Gewinn zurück zu den Bauern fließe und nicht zu den reichen Käsebaronen. Bei dieser Rebellion spielt auch eine kluge, selbstbewusste Frau eine entscheidende Rolle – Felders Frau Nanni.
Das Gedankengut des sozialkritischen Dreiergestirns verkörpert auf eindrückliche Weise die unterdrückte Volksseele der damaligen Zeit. Sie waren wirklich ihrer Zeit voraus und vieles ist zeitlos aktuell geblieben, genauso ihr soziales Engagement und ihre Spiritualität. Ein Film, dessen Authentizität und stille Berühr¬barkeit zum Nachdenken anregen soll, insbesondere bei den Parallelen zum aktuellen politischen Geschehen.
Als dichtender Bauer pflegte Franz Michael Felder eine rege Freundschaft bis nach Leipzig zum Germanisten Rudolf Hildebrand. Als Schriftsteller und Sozialreformer erreichte Felder in der Folge einen Bekanntheitsgrad weit über Europa hinaus.
„Tone Bechter hat mit diesem Film ein würdiges und beeindruckendes Denkmal gesetzt. Man kann ihm für die Darstellung dieser komplexen Lebensgeschichte nur gratulieren und diesen Film jedem empfehlen.“
Univ.-Doz. Mag. Dr. Wolfgang Weber, Institut für Zeitgeschichte der Uni Innsbruck.
Donnerstag, den 20.01.22 um 18 Uhr im KAB Treff
Beitrag: Euro 5,00/Person, freier Eintritt für KAB Mitglieder
Anschließend steht noch Herr Tone Bechter für Fragen zur Verfügung.
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Kommentare
WohinTippHQ 2 hours ago