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Parliaments of Things and Beings
mit Alexander Karschnia (andcompany&Co.) & Eva von Redecker Moderiert von Florian Malzacher
Die Frage, wer oder was repräsentiert werden soll, zieht weitere Kreise als die meisten Versammlungen mit ihrem Fokus auf den Menschen. In seiner fundamentalen Kritik der Moderne hat der Wissenschaftssoziologe Bruno Latour bereits 1989 ein „Parlament der Dinge“ skizziert, in dem Menschen, Tiere, Pflanzen und Objekte gemeinsam bestimmen, wie sie überhaupt entscheiden könnten und wie sie zusammenleben wollen. Dreißig Jahre später resümiert Latour: „Es geht nicht mehr darum, Nicht-Menschen Rechte zuzugestehen, sondern zu akzeptieren, von ihnen abhängig zu sein.“ Doch gerade das anthropozentrische Medium Theater tut sich schwer mit Entwicklungen, die den Menschen aus dem Zentrum des Denkens und Fühlens verbannen: Eine Topfpflanze auf der Bühne begründet kein Parlament der Dinge; Tauben als Protagonisten begründen keinen Posthumanismus. In der 15. Ausgabe von The Art of Assembly beschreibt die Wissenschaftlerin und Regisseurin Frédérique Aït-Touati ihre langjährige Zusammenarbeit mit Latour an einem „Theater der Verhandlung“. Die Theatergruppe andcompany&Co. lobt die Intelligenz der Insekten und erwägt, sich in antcompany umzubenennen.
Über die Reihe The Art of Assembly. Vorträge, Gespräche, Online-Plattform
Ob in Tunis, Kairo, Madrid, Lissabon, in Athen, New York, London oder Istanbul, in Tokio nach Fukushima, inmitten von Niemeyers ikonischer Parlamentsarchitektur in Brasília, unter den Regenschirmen in Hongkong, auf den Straßen von Minneapolis: Die weltweiten sozialen Bewegungen der letzten Jahre waren immer auch geprägt von der Suche nach alternativen Formen des Versammelns, des Argumentierens und des Entscheidens, des Aushandelns von Gemeinschaft und Gesellschaft. Solche Versammlungen wirken nicht nur durch ihre Forderungen. Sie verändern die Realität oft bereits dadurch, dass sie radikalere Modelle von Demokratie praktizieren.
Auch innerhalb der Künste gibt es ein erneutes Interesse an Konzepten der Versammlung und am Erzeugen öffentlicher Räume, in denen die Gesellschaft nicht nur gespiegelt, sondern konsequent ausprobiert, aufgeführt, getestet, anders gedacht oder gar neu erfunden wird: Gerichtsverhandlungen über Kunstfreiheit, Religion und Zensur; Tribunale über Ausbeutung und Gewalt; Gipfeltreffen über Klimawandel oder Kulturpolitik; Parlamente, in denen diejenigen sprechen, die sonst zum Schweigen gebracht werden … Insbesondere das Theater ist zu einer Bühne für Versammlungen auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Wirklichkeit geworden, zu einer demokratischen Arena der radikalen Imagination.
Doch welche Zukunft hat die Idee der Versammlung nach Monaten eines Ausnahmezustands, der so ziemlich alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus dem Takt gebracht hat? Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly bringt Protagonist*innen aus verschiedenen Bereichen von Kunst, Politik und Theorie zusammen, um über die Zukunft der Versammlung zu spekulieren – in einer Zeit, in der wir gelernt haben, wie flüchtig Gewissheiten sein können, und in der jede Form des physischen Miteinanders prekär geworden ist.
Die Reihe The Art of Assembly basiert auf
Florian Malzacher, Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute, Berlin: Alexander Verlag, 2020, www.art-of-assembly.net
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WohinTippHQ 2 hours ago