Die zweifache Mutter Julia Fischer steht seit Kinderschuhen auf der Bühne und gehört nun seit 20 Jahren zur Geigenelite weltweit. Mit vier Jahren erhielt die in München geborene Tochter deutsch-slowakischer Eltern – der Vater Mathematiker, die Mutter Pianistin – ihren ersten Violinunterricht. Wenig später bekam sie auch Klavierunterricht von ihrer Mutter. Fischer ist tatsächlich eine Doppelbegabung und trat auch schon im selben Konzert als Violinsolistin und Klaviersolistin auf. Mit erst 23 Jahren wurde sie 2006 die jüngste Professorin für Violine in Deutschland. Sie gehört einer jüngeren Generation von Musikerinnen und Musikern an, die nicht im Elfenbeinturm vor sich hin üben, sondern sich aktiv und vielfältig im Kulturleben engagieren. So pflegt Julia Fischer auch ein immenses Kammermusikrepertoire oder betreibt ihre eigene Musikplattform, den JF CLUB, auf der ihre neuen Aufnahmen exklusiv zu hören sind und in dem sie mit eigenen Artikeln, Videos oder auch bei persönlichen Treffen Einblicke in ihre Arbeit gibt. Damit schlägt sie einen neuen Weg im Klassik-Markt ein.
Fischer spielt mit den renommiertesten Dirigenten und Orchestern weltweit. Besonders innig und lange verbunden ist sie mit dem von Sir Neville Marriner 1958 gegründeten Orchester Academy of St. Martin in the Fields. Sie spielt regelmässig mit dem Orchester und leitet es selbst, wie neulich auf einer grossen Deutschlandtournee. Viele Auszeichnungen ehren die Künstlerin, so erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und Preise wie den international hoch angesehenen Gramophone Award oder den Deutschen Kulturpreis. Sie wurde in die Jahrhundert-Geiger-CD-Edition der Süddeutschen Zeitung aufgenommen. Julia Fischer spielt auf einer Geige von Giovanni Battista Guadagnini (1742) sowie auf einer neuen Violine von Philipp Augustin (2018).
Es ist eigentlich erstaunlich, dass Schubert kein «richtiges» Violinkonzert schrieb, waren doch die Geige und die Bratsche Schuberts Instrumente, die er im Orchester oder im häuslichen Streichquartett seit früher Kindheit spielte. Noch nicht 20-jährig schrieb er immerhin das beschwingt-charmante Rondo in A-Dur. Mozart beherrschte neben dem Klavier auch wie Schubert die Geige und die Bratsche; neben seinen fünf Violinkonzerten schrieb er auch das Rondo in C-Dur, wo der Hofmusiker Mozart auf den freien Künstler Mozart trifft, das kommt schön in der Reibung des wohl geordneten Orchesters mit den Ausbrüchen der Solo-Violine zum Ausdruck.
Auch in diesem Programm zeigt sich wieder, welche Musikschätze das 20. Jahrhundert zu bieten hat: Brittens Variationen über ein Thema von Frank Bridge loten wirklich sämtliche Nuancen und Schattierungen aus, die einem Streichorchester inne wohnen, und Dmitrij Schostakowitschs Kammersymphonie in c-Moll ist wohl etwas vom persönlichsten, was ein Künstler je zu Papier brachte – es ist seine eigentliche klingende Autobiographie.
Franz Schubert – Rondo für Violine und Streichorchester in A-Dur D 438
Benjamin Britten – Variationen über ein Thema von Frank Bridge op. 10 für Streichorchester
Wolfgang Amadeus Mozart – Rondo für Violine und Orchester KV 373 in C-Dur
Dmitrij Schostakowitsch – Kammersymphonie in c-Moll op. 110a für Streichorchester
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WohinTippHQ 2 hours ago