Die Freie Theatergruppe «ressort k» zeigt ein Doku-Fiction-Projekt frei nach Interviews von aktiven SwingerInnen.
«So hab’ ich dich zuvor nie gesehen … meine Brillengläser haben sich beschlagen – ungelogen.» Wenn eine so prosaische, aus dem Leben gegriffene Liebeserklärung eines Ehemannes an seine Frau im Publikum nicht nur Gelächter, sondern auch tiefe Rührung auslöst, dann hat es das dokumentarische Theater irgendwie geschafft. Dann springt einen die grosse Tragödie der Liebe, in all ihrer Lächerlichkeit, plötzlich aus dem Alltag an.
Es mag sein, dass das Phänomen der Swinger die herkömmlichen Vorstellung von Romantik und Treue diametral entgegensteht. Es mag auch sein, dass viele Sexualität als den extremsten Bereich des Privaten und Intimen überhaupt ansehen: Schlafzimmertüre zu und nur zu zweit. Und es mag auch sein, dass einige wirklich monogam sind. Wenn auch – so viel kann als Konsens betrachtet werden – es sind weniger als es behaupten. Schätzungen zufolge jedenfalls leben rund eine Million Menschen europaweit ihre Sexualität mit verschiedenen PartnerInnen gleichzeitig aus. Der Regisseur und Ko-Leiter der Postremise Chur Manfred Ferrari hat mit seinem Ensemble aus SpielerInnen, TänzerInnen und MusikerInnen Swingerpaare aus der Schweiz und den umliegenden Ländern interviewt. Aus einer riesigen Materialfülle ist ein Stück entstanden, das vom prallen Leben zeugt, das ganz Gesprächsdokumentation aber auch ganz Theater ist. Musik, Glitzervorhang und Gesang, in Kombination mit doch sehr gewagten Kostümen, geben der Dokumentation den nötigen fiktionalen Drall, der sie zum szenischen Geschehen macht.
Das Befremden, das man bei gewissen Aussagen und detaillierten Beschreibungen der Erlebnisse im Swingerclub empfindet, führt erstaunlicherweise nicht dazu, dass man sich von den zitierten Personen distanziert. Viel mehr sucht man in ihren Aussagen nach einer Wahrheit über Liebe und Sexualität, über Glück und über Freiheit, die einem bisher vielleicht noch entgangen sein könnte. Denn nichts will der Mensch lieber wissen, als wie das wirklich geht mit der Liebe und nichts entzieht sich konsequenter dieser letzten Erkenntnis. Die Offenheit und Schamfreiheit, die von den porträtierten Paaren manchmal geradezu platt entgegenkommt, ist für viele mindestens eines: etwas Neues. Und vom Neuen scheint ja auch die Swinger-Szene zu leben. Oder man kann es auch so sagen, bei aller Unterschiedlichkeit der Herangehensweisen: Love is love.
Ein Theaterprojekt von «ressort k» und der Postremise Chur, basierend auf gesammelten Interview-Aussagen von aktiven Swinger:innen.
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WohinTippHQ 36 mins ago