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1000 Jahre Wetter, Klima und Katastrophen – zum Klimawandel in Mitteleuropa
In Kooperation mit GeoComPass
Katastrophale Hochwasser, die über das uns heute bekannte Ausmaß hinausgingen. Stürme und Orkane, die ganze Wälder abräumten, die Küstenregionen unter Wasser setzen und Tausende Opfer forderten. Tornados sowie kalte und warme Klimaphasen waren, wenn man die 1000 Jahre Klimaentwicklung in Mitteleuropa Revue passieren lässt, die Normalität. Während bisherige Klimabewertungen zum Klimawandel auf naturwissenschaftlichen Daten, vor allem auf Instrumentenmessdaten und Klimazeigern aus Naturarchiven wie Eisbohrkernen oder Baumringen basieren, hat der Freiburger Geograph Prof. Dr. Rüdiger Glaser einen völlig anderen Zugangsweg gewählt: die Auswertung gesellschaftlicher Archive, d. h. die Analyse schriftlicher Quellen von Augenzeugen aus Stadtchroniken, Tagebüchern und frühen Instrumentenmessdaten. Was man erfährt, sind eindrucksvolle Hinweise zum langfristigen Gang des Klimas, von der Kleinen Eiszeit, dem mittelalterlichen Wärmeoptimum, dem Übergang ins Treibhausklima, aber auch lebensnahe Bilder von der Klimawahrnehmung und zu den zum Teil erschreckenden Klimafolgen, welche die Menschen unmittelbarer betrafen. Diese lassen sich für Mitteleuropa bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Dürrejahre, feuchte Jahre und Kältephasen, während derer nicht nur die Mühlen einfroren, sondern das Leben regelrecht erstarrte. Hitzeperioden, in denen Brunnen austrockneten, waren steter Begleiter des Menschen. Bittgottesdienste und Prozessionen um Regen, aber auch um schönes Wetter, oder das Windrufen bei starken Winden und Sturm waren über lange Zeit nachvollziehbare Riten. Der geisteswissenschaftliche Zugang zum Klimawandel eröffnet auch Einblicke in die Klimawahrnehmung zwischen gottgegeben und dem heute weit verbreiteten „man made“, menschgemachten Klimasystem. Immer wieder wuchsen Klimakatastrophen zu gesellschaftlichen Krisen aus. Das lässt sich besonders gut an den verheerenden Sommerwitterungsverschlechterungen während der Kleinen Eiszeit dokumentieren. War nach schwierigen Witterungsbedingungen die Ernte zu gering ausgefallen, konnten die Menschen nur unzureichend ernährt werden. Oft litten sie Hunger. Wiederholte sich das in kürzeren Abständen, waren sie anfällig gegenüber Krankheiten, Seuchen brachen aus. Man suchte nach Sündenböcken und fand diese in religiösen Minoritäten wie den Juden, oder in Hexen. Klimatische Gunst und Ungunst waren somit auch immer ein Taktgeber für gesellschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Exzesse.
Website: www.geocompass.at
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Kommentare
WohinTippHQ 26 mins ago