Weltlehrertag 2022 - Vortrag von Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung
DIE GENERATION Z im Jahr 2022: Eine Generation lässt sich nicht unterkriegen
Die Kommentare, die heute über die Jugend unserer Zeit erscheinen, sind in der Regel von Tristesse und Pessimismus geprägt. Angeblich ist die Jugend melancholisch bis depressiv, ja sogar Suizidgedanken werden ihr nachgesagt.
Wie so häufig ist die Wahrheit anders als das, was die „veröffentlichte Meinung“ uns weismachen will. Die Jugend ist weder tieftraurig und pessimistisch noch euphorisch und überglücklich, sie ist realistisch, pragmatisch, nüchtern und zeigt den starken Willen, sich gegen die Widrigkeiten der Zeit, und davon gibt es tatsächlich viele, durchzusetzen.
Resignierte und Pessimisten hat es immer gegeben, aber heutzutage sind sie eindeutig in der Minderheit. Das heißt aber nicht, dass die österreichische Jugend keine Probleme hat und ihr Leben eine einzigartige Aneinanderreihung von Glücksmomenten und Erfolgserlebnissen ist. Corona und vor allem die staatlichen Maßnahmen gehen ihr gehörig auf den Geist, die ungewöhnlich große Inflation verunsichert sie und der Krieg an den Grenzen Europas macht ihr Angst.
Die Jugend ist aber nicht einheitlich, im Gegenteil, sie spaltet sich in zwei sehr unterschiedliche Gruppen auf – die Wachteln und die Pinguine. Als Wachteln werden die egozentrischen, konkurrenzorientierten Entrepreneure bezeichnet, die einen elitären individualistischen Lebensstil pflegen. Es sind dies die Kinder des obersten Gesellschaftsdrittels.
Im Gegensatz dazu die Pinguine aus den bürgerlichen Mittelschichten. Sie sind globalisierungsskeptisch und dem umfassend deregulierten, neoliberalen Weltmarkt, den vor allem das digitale Kapital unter der Führung von Elon Musk und Jeff Bezos beherrscht, stehen sie angstvoll ablehnend gegenüber.
Während die Wachteln alle Grenzen niederreißen wollen und die radikale Öffnung geschützter Zonen der Gesellschaft propagieren, tendieren die Pinguine dazu, sich in ihre regionale Kultur zurückzuziehen. Wie der deutsche Soziologe Armin Nassehi richtig festgestellt hat, wird die Politik der Zukunft sich nicht mehr zwischen den traditionellen Gegensätzen links und rechts aufspannen, sondern zwischen „Öffnung“ und „Schließung“. Während die Wachteln die Propheten der totalen Öffnung sind, tendieren die Pinguine dazu, sich in ihren kleinen Gemeinschaften zu verschanzen und ihre Lebensideale gegen die globale Kultur zu verteidigen.
Die Pinguinkultur, die in den letzten Jahren immer dominanter geworden ist, zeichnet sich durch einen stark ausgeprägten Patriotismus aus. Gegenwärtig geben bereits über 80 Prozent der österreichischen Jugendlichen an, stolz darauf zu sein, Österreicher zu sein. Österreich und seine kulturelle Identität geben den in einer immer diskontinuierlicher ablaufenden Hochgeschwindigkeitsökonomie lebenden jungen Menschen das Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Weit über 80 Prozent der Jugendlichen sind heute auf der Suche nach Halt, nach festem Grund unter den Füßen. Der Nationalstaat, die Region, die dörfliche Gemeinschaft, der Freundeskreis und die Familie sind Institutionen, die das Gefühl vermitteln, gehalten und getragen zu werden. Diese traditionellen Gemeinschaften stehen außerhalb des Marktes und seiner Logik. In ihnen halten die Menschen zusammen und sind füreinander da, ohne dafür eine Gegenleistung zu fordern. Nachbarschaftshilfe, Krankenbetreuung und Altenpflege haben dort noch nicht Warenform angenommen, sie sind natürlicher Bestandteil einer achtsamen humanitären Gemeinschaftlichkeit des Zusammenhaltens.
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Kommentare
WohinTippHQ 1 hour ago