Künstlerische Strategien des Erinnerns und Gedenkens
Mit Rosa Andraschek, Karin Berger, Talya Feldmann, Künstler*innengruppe Schandwache, Stephan Sachs, Sarah Schlatter und Stefania Smolkina
Laufzeit: 16. September 2023 bis 14. Januar 2024
Eröffnung: 15. September 2023, 19 Uhr
Die Ausstellung, entstanden innerhalb des Projekts „Solidarische Erinnerungskultur“ in Kollaboration mit dem Projekt #OhneAngstVerschiedenSein des Jüdischen Museums Hohenems, versammelt sieben künstlerische Positionen, die sich mit blinden Flecken, politisch umkämpften Orten und hartnäckigen Erinnerungslücken der Mehrheitsgesellschaft in Bezug auf die Geschichte des Nationalsozialismus in Vorarlberg, Österreich und darüber hinaus befassen.
Rosa Andraschek, Karin Berger, Talya Feldmann, die Künstler*innengruppe Schandwache, Stephan Sachs, Sarah Schlatter und Stefania Smolkina entstammen unterschiedlichen Künstler:innengenerationen, leben an verschiedenen Orten innerhalb Europas und arbeiten sowohl mit zeitbasierten Medien wie Fotografie und Film sowie mit Installationen und Malerei.
Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie Erzählungen jener Betroffenen in den Mittelpunkt der Ausstellung stellen, deren Stimmen seit Jahrzehnten ungehört geblieben sind – zugunsten der Konstruktion eines homogenen Erinnerungsnarratives. Sie nähern sich kritisch an jene Denkmäler an, die einseitige und teilweise revisionistische Geschichtsbilder transportieren, verweisen auf Leerstellen der Erinnerung oder schaffen mit ihren Arbeiten eigene, der Klage gewidmete Monumente der Trauer.
Wem gedenken wir, wenn wir der Opfer des Nationalsozialismus und der Shoah gedenken? Welche Ausdrucksformen kennt die österreichische Erinnerungskultur? Und wer ist überhaupt Teil des erinnernden Kollektivs?
Die um diese Fragen kreisenden gesellschaftlichen und medialen Debatten der letzten Jahrzehnte können als Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft verstanden werden. Zwar hat die sogenannte „Opferthese“, die Österreich als erstes Opfer des NS betitelt, inzwischen an Bedeutung verloren, doch eröffnen sich dadurch neue herausfordernde Fragen, die auf Antworten warten. Sie fordern die Gesellschaft heraus, Position zu beziehen und bestehende Perspektiven zu hinterfragen.
Um eine solidarische Erinnerungskultur zu etablieren, die verschiedene Opfergruppen – etwa Sinti*zze und Rom*nja, Nachfahren von Zwangsarbeiter:innen und Soldaten der Alliierten, Überlebende der Shoah und ihre Kinder und Enkel – nicht gegeneinander ausspielt und Konkurrenzen entstehen lässt, müssen deren Erfahrungen miteinander in Beziehung gesetzt und kontextualisiert werden.
Die langjährige, kritische Arbeit von Historiker:innen und Archivar:innen erfährt mitunter zu wenig Resonanz, würde sie doch die bestehende Erinnerungskultur, die auf dem Konzept individueller Trauer und der Repräsentation von Leid basiert, infrage stellen. Sichtbar wird diese „innere“ Spannung vor allem in Debatten rund um Kriegerdenkmäler und das jährliche „Heldengedenken“, die auch in Vorarlberg nach wie vor nicht abgeschlossen sind.
In einem umfangreichen Rahmenprogramm, das sowohl in den Räumen des DOCK 20 sowie des Jüdischen Museums stattfinden wird und über den künstlerischen Zugang hinausgeht, werden diese Themen in Diskussionsrunden, Vorträgen und Filmvorführungen weiterführend behandelt und öffentlich diskutiert. Mit einem kritischen Blick in die Vergangenheit schaut die Ausstellung somit optimistisch in die Zukunft.
Text: Anne Zühlke
Öffnungszeiten im Ausstellungszeitraum:
Donnerstag von 14 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag von 14 bis 18 Uhr
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist mit gültigem Ausstellungsticket frei (4 EUR / 3 EUR ermäßigt, Eröffnungen sind grundsätzlich unentgeltlich).
Besucher:inneninformation
DOCK 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein
Pontenstraße 20, 6890 Lustenau
T +43 5574 8181-4221, dock20@lustenau.at, www.lustenau.at/dock20
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WohinTippHQ 2 hours ago