26.05., 19 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sophie Gogl: „I just want to make you suede“
Artist Talk mit Sophie Gogl, Snacks, Drinks. Eintritt frei.
Bob der Baumeister. Spongebob Schwammkopf. Dr. Bob Kelso aus Scrubs. Tingeltangel Bob – Fiktive Charaktere aus Serien, die sich in unsere Gedächtnisse gebrannt und in unsere Lebensrealität eingenistet haben. Vereint als dekoratives Ornament zieren sie den großen Ausstellungsraum des DOCK 20. Mit ihren Malereien lässt die in Wien lebende Malerin Sophie Gogl (*1992 in Kitzbühel) Beobachtungen des Alltäglichen, Bilder aus Filmen, Fernsehen und allen Kanälen der sozialen Medien verschmelzen. Versatzstückartig kombiniert sie Objekte, Personen und Zitate zu neuen bildnerischen Bezugssystemen. Im Spiel mit der Ambivalenz zwischen Abbild und Bedeutung eines Gegenstands formen sich Wortspiele und der bisweilen humorvolle Zynismus, mit dem Sophie Gogl ihrer Umwelt und ihrem eigenen künstlerischen Schaffen begegnet. In ihrer Einzelausstellung im DOCK 20 sind neben sechs Malereien der Werkserie „Jars“ (2021) acht neue Arbeiten zu sehen.
Einerseits sind die „Jars“ – 14 kreisrunde Leinwände, die auf der Vorderseite bemalt und auf der Rückseite teilweise mit Trockenmoos und Plastikblumen gestaltet wurden, angelehnt an die Deckel verschiedener Marmeladenmarken und Honigsorten. Überdimensioniert schweben sie wie ein Versprechen auf eine kleine, süße Pause zwischendurch im Raum. Die jeweils dreiteiligen Arbeiten „NOT“ und „NOW“ sind im vorderen Ausstellungsraum des DOCK 20 zu sehen. „Und dann machst du den Kühlschrank auf, nimmst ein Glas Marmelade heraus (…) und steckst dein Messer in ein Beet aus grünem Schimmel“, erklärt Sophie Gogl in einem Interview zu ihrer Ausstellung in der Berliner Galerie KOW 2021. Denn in jeder Aussicht auf den kleinen Belohnungsmoment, so die Kehrseite der Medaille, positioniert sich die Enttäuschung in den Startlöchern, sowie der Widerwille gegenüber all jenen Produkten und Erwartungen, die konsumiert und erfüllt werden müssen, um das erhoffte Glücksmoment zu erfahren.
Alles, was Sophie Gogl auf die Leinwand bringt, schwankt zwischen aufgeladener Symbolik und dem vollständig entleerten Bildgegenstand. Die Überlagerung oder die Diskrepanz, die zwischen Bild und Wirklichkeit bestehen kann, ist das Kontingent, aus dem die Malerin ihr künstlerisches Vokabular speist. Dazu kommen formale Referenzen, die einen Bogen spannen über kunsthistorische Epochen hinweg. So steht das Tondo – die Rundmalerei – seit der Antike, in der sie vor allem als architektonisches Zierelement Verwendung fand, für eine besonders formale Würdigung der abgebildeten Personen oder Sujets. Es mag Zufall sein, dass die Marmeladendeckel dieselbe Form haben. Dass der, die Bildpolitiken der Spätmoderne sezierende Blick der Künstlerin daran hängen bleibt, jedoch nicht.
Für die neueste Serie malt Sophie Gogl auf Suede. Das aufgeraute Wildleder, dass seinen Namen einem Übersetzungsfehler verdankt, wird zum Bildträger einer ganzen Reihe Helden für Groß und Klein, die alle den Namen „Bob“ tragen. Die ursprüngliche, französische Bezeichnung „gants de Suéde“ (dt. „schwedische Handschuhe“) wurde im Laufe der Zeit zum allgemeinen Namen für alle Formen von Wildleder. Das Interesse der Künstlerin für Wortspiele, Transformationsprozesse und Bedeutungswandel findet somit seine Fortsetzung in der formalen Auswahl des Materials. Die Werkserie nimmt Bezug auf das berühmte Beethoven-Frieß von Gustav Klimt (1902), indem es die Protagonisten der Bilder in den Mittelpunkt rückt, während Bildhintergründe und originaler Kontext der verschiedenen „Bobs“ ausgelöscht werden. Als zeitgenössischer „Heldenzug“ auf der Suche nach Erfüllung und Glück hält die Prozession der Serienhelden Einzug in den großen Ausstellungsraum.
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WohinTippHQ 1 hour ago