Kurator Michael Kos im Gespräch mit den Künstler:innen Tone Fink, Bardh-I (rafet) Jonuzi-T und Deborah Sengl.
Das Tier ist seit 35 000 Jahren ein prägendes Motiv in der Kunst und verknüpft einen Rest der magischen Lebensempfindung der Prähistorie mit dem rationalen Weltbild der Gegenwart. Als Verkörperung einer instinktiven, gefährlichen aber schuldlosen Gegenwelt dient es nicht nur als Projektionsfläche für Ängste und Träume, sondern auch für die hybride Überhöhung des Anthropomorphen.
Die Künstler:innen der Ausstellung arbeiten kontinuierlich mit Tierdarstellungen, das Tier bevölkert ihr Oeuvre konsequent. Es tritt als Beauty und Beast auf, als Fabelwesen und Krafttier, als Vielgestalt und Verdichtung menschlicher Attribute. Das Tier dieser zeitgenössischen Bilder und Skulpturen erinnert auch an die lange Erzählung der Wechselseitigkeit, in der die Sehnsucht nach symbiotischer Verschwisterung neben der Bedrohlichkeit des Unzähmbaren steht. Das Tier gibt nicht nur Phantasieimpulse für die Kreation imaginärer Zwitterwesen, sondern übernimmt als Kunsttier auch eine Stellvertreterfunktion für die menschliche Identität, um auf diese Weise das Rollenspiel der Imitation umzukehren.
Die Ausstellung WELCOME MY DEER versammelt einige markante, österreichische Positionen, in denen das Tier die Präparation durch die Kunst erfährt. Das Bestiarium künstlerischer Idiome rückt hier neben das Pericularium, in welchem die Gefährlichkeit mit der Gefährdung den Platz tauscht. Und die manchmal ironische, manchmal tagträumerische Beschwörung animalischer Gefährtenschaft kontrastiert letztlich zur dauerhaften Unnahbarkeit des verlorenen Paradieses.
Mit Arbeiten von Tone Fink, Karin Frank, Julia Hanzl, Ina Hsu, Lisa Huber, Bardh-I ( rafet ) Jonuzi-T , Guido Katol, Alexandra Kontriner, Alois Mosbacher, Ramona Schnekenburger, Deborah Sengl, Charlotte Simon, Anna Stangl
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Kommentare
WohinTippHQ 15 mins ago