MONTAGSFORUM: Moralspektakel

Moralspektakel - warum sich die öffentliche Kommunikation verschlechtert hat und was wir dagegen tun können

Referent: Prof. Dr. Philipp Hübl - Philosoph und Autor

Wir wollen gute Menschen sein, aber das allen anderen auch zeigen. Denn unser moralischer Charakter verschafft uns Anerkennung und Attraktivität. Doch durch den Einfluss der digitalen Medien wird Moral immer mehr zum Statussymbol und die öffentliche Diskussion zu einem Moralspektakel.
Die digitalen Medien, vor allem die sozialen Netze, haben zwar die Öffentlichkeit demokratisiert, weil sich jeder mit einem Endgerät der ganzen Welt mitteilen kann. Doch weil wir alle zu Personen des öffentlichen Lebens geworden sind, erhöht das gleichzeitig den Konformitätsdruck, zwingt uns dazu, noch sorgfältiger auf unseren moralischen Ruf zu achten, und umso mehr Energie auf Selbstdarstellung zu verwenden, eindeutige Signale zu senden sowie Mittelpositionen und Mehrdeutigkeiten zu vermeiden, um Fehlinterpretationen von anderen auszuschließen. Gleichzeitig ist es verlockend, mit Empörung und anderen Emotionen öffentlich Effekthascherei zu betreiben.

Mit negativen Folgen, denn die inszenierte Moral führt zu Populismus, Symbolpolitik und verhindert den freien Austausch von Argumenten und Gründen.

Wir können aber stattdessen auch einer universellen Ethik folgen, um reale Missstände zu beseitigen – einer Ethik, in der weder autoritäres Denken noch Opfergruppen im Mittelpunkt stehen, sondern der selbstbestimmte Mensch.

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